Deutscher Journalisten-Verband Gewerkschaft der Journalistinnen und Journalisten

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Reconquista Internet

Medienkritiker kritisieren Böhmermann

11.05.2018

"Macht mit bei Reconquista Internet. Wir sind die Wichser, die den Wichsern, die uns den Spaß am Internet verderben, den Spaß am Internet verderben. Kommt auf unseren geheimen Discord-Channel." (Böhmermann)

Böhmermann, Neo Magazin Royale. Screenshot: ew

Dazu rief Jan Böhmermann am 26. April bei "Neo Magazin Royale" zu Reconquista Internet als Reaktion auf Reconquista Germanica auf: "Macht mit bei Reconquista Internet. (...) Bei Reconquista Internet veröffentlichen wir Informationen, die Reconquista Germanica nicht veröffentlicht haben wollen. Zum Beispiel eine Liste mit den Pseudonymen, Facebook-Accounts und Twitter-Handles der echten Reconquista-Germanica-Mitglieder, mit denen Ihr dann machen könnt, was Ihr wollt: blocken, melden, mit Liebe überschütten." Jochen Bittner kritisierte an der Aktion gestern bei Zeit online vor allem eines. Die Trolle, die sich im Netzwerk Reconquista Germanica zusammengeschlossen haben, hätten, wie Böhmermann ganz richtig feststellt, schließlich "nichts mit politischem Diskurs zu tun". Sie hätten es durchaus verdient, mit ihren eigenen Methoden bekämpft zu werden. Allerdings: "Twitter-Accounts wie die von, sagen wir, Emma Richter, Dushan Wegner oder Roland Tichy sind hingegen hochgradig diskursiv; sie sind provokant, bisweilen emotional und pauschalierend, aber sie verstoßen gegen keine Gesetze. Niemand muss sie mögen. Nur: Ihre Freiheit, sich zu äußern, die muss man in einem von Kant und Grundgesetz geprägten Land halt, ja, lieben. Wer, wenn nicht Jan "Be Deutsch" Böhmermann wüsste das." Ähnlich äußerte sich gestern auch Stefan Niggemeier auf Übermedien. Auf der zweiten Liste, zu der ebenfalls eine Anleitung zum Blockieren mitgeliefert werde, "stehen AfD-nahe Publizisten und Medien, Parlamentsabgeordnete der AfD, offizielle Accounts der Partei, die rechte Influencerin und ehemalige CDU-Bundestagsabgeordnete Erika Steinbach, die ehemalige AfD-Chefin Frauke Petry, der ehemalige „Wirtschaftswoche“-Chefredakteur Roland Tichy. Die Aussagen, die sie verbreiten, mögen teils legitime rechtskonservative Positionen sein, teils irreführende, fremdenfeindliche oder verschwörungstheoretische Behauptungen. Sie sind sicher irgendwie „rechts“, aber viele von ihnen zeigen kein Verhalten, das man als „trollen“ bezeichnen würde." Ist der Aufruf, diese Personen, darunter zum Beispiel eben auch Tichy und Steinbach, zu blockieren, nun politisch zu sehen oder reine Satire? Niggemeier und Bittner werten sie als politischen Aktivismus - und eines Journalisten nicht würdig. Ganz von der Hand zu weisen ist das nicht.  Ein Kommentar von Eva Werner
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