Deutscher Journalisten-Verband Gewerkschaft der Journalistinnen und Journalisten

Aktuelles

RTL-Neuzugang

Raus aus dem Abklingbecken

28.06.2022

Was haben abgebrannte Kernbrennstäbe und ein ehemaliger Bundesverteidigungsminister gemeinsam? Sie können nicht ewig im Abklingbecken bleiben.

Karl Theodor zu Guttenberg 2011: "Das wird man noch sagen dürfen." Foto: Nils Bahnsen

Er war schon sehr besonders, der junge Shootingstar der CSU. Mit Anfang 30 Generalsekretär, dann bayerischer Wirtschaftsminister, schließlich Bundesminister der Verteidigung. Karl Theodor zu Guttenberg brachte Glamour in das Kabinett von Angela Merkel. Für ihn interessierten sich nicht nur die Journalisten der Politikressorts, sondern auch die Kolleginnen und Kollegen der Yellow Press. Zusammen mit seiner Frau Stephanie posierte zu Guttenberg für die warme Homestory. Und wenn dann doch mal Kritik aufzuziehen drohte, bemühte er gern die Floskel: "Das wird man doch noch sagen dürfen."
Lang währte seine Ministerkarriere nicht. 2011 kam heraus, dass zu Guttenberg bei seiner Doktorarbeit abgeschrieben hat. Trotz verbaler Rückendeckung der Kanzlerin musste er schließlich seinen Hut nehmen. Samt Familie siedelte er in die USA um. In den Folgejahren war immer mal wieder kurz die Rede von einem möglichen Polit-Comeback des Gescheiterten - ohne Konsequenzen. Und jetzt das: Karl Theodor zu Guttenberg soll für RTL zwei Dokutainment-Folgen moderieren, die noch in diesem Jahr ausgestrahlt werden sollen. Thema? Unbekannt. Offen ist auch, ob er eine journalistische Rolle übernimmt oder Moderationstexte abliest. Ob sein "das wird man noch sagen dürfen" für die neue Doku reicht?
Der Kölner Sender setzt offenbar darauf, dass 11 Jahre nach der Plagiatsaffäre der Name zu Guttenberg immer noch zieht. Tut er scheinbar: Die Ankündigung der neuen Aufgabe bei RTL geistert heute durch alle Mediendienste.
Ein Kommentar von Hendrik Zörner

Newsletter

Cookie Einstellungen