Deutscher Journalisten-Verband Gewerkschaft der Journalistinnen und Journalisten

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RTL-Moderatorin

Verschlammt

23.07.2021

Weil sie sich vor dem Dreh Matsch ins Gesicht gerieben haben soll, wurde eine RTL-Moderatorin jetzt beurlaubt. Bei ihrer Maskerade war sie gefilmt worden.

Tatort Bad Münstereifel: "...hätte mir nie passieren dürfen". Screenshot: Bild.de

Die Katastrophenflut von der vergangenen Woche trieb nicht nur Wassermassen bisher ungekannten Ausmaßes nach Bad Münstereifel, sondern wenig später auch Scharen von Reportern der verschiedensten Medien. Das Leid der Menschen, die gigantische Zerstörung, die Einordnung der Jahrhundertflut in die Klimadiskussion - an Themen bestand kein Mangel. Am Informationsbedürfnis der Menschen auch nicht.
Was Natur und Zerstörung an Bildern lieferten, hätte eigentlich reichen müssen. Reichte aber scheinbar einer RTL-Moderatorin noch nicht. Bevor sie ihren Text in die Kamera sprach, bückte sie sich, griff in den Schlamm und rieb ihre Hände an Bluse und Gesicht ab. Fertig war das Outfit für den Aufsager. Das wurde noch mit einer Anmoderation aufgepeppt, die den Eindruck erweckte, die Journalistin habe sich an der Trümmerbeseitigung beteiligt. Dumm nur, dass die Szenerie per Smartphone gefilmt und von BILD.de verbreitet wurde. RTL reagierte nach ein paar Tagen und teilte mit, die Moderatorin sei beurlaubt. Heute kam von ihr eine Entschuldigung: "Mir als Journalistin hätte das niemals passieren dürfen. Als Mensch, dem das Leid aller Betroffenen zu Herzen geht, ist es mir passiert. Ich bitte um Verzeihung."
Wie wäre es, wenn RTL bei der nächsten Schneekatastrophe einen bärtigen Journalisten vor die Kamera stellt, dem die Eiszapfen aus dem Bart hängen? Das wäre mindestens genauso authentisch. Tipp an alle männlichen Kollegen bei dem Sender: jetzt schon mal den Bart wachsen lassen. Der nächste Schnee kommt bestimmt.
Ein Kommentar von Hendrik Zörner

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