Deutscher Journalisten-Verband Gewerkschaft der Journalistinnen und Journalisten

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Was zählen eigentlich die Mitarbeiter?

09.09.2022

Beim Norddeutschen Rundfunk stehen die Beschäftigten wegen vieler ungeklärter Vorwürfe Kopf, beim RBB setzen sich die Verantwortlichen über die Meinung der Mitarbeiter hinweg und wählen eine Intendantin ohne Gegenkandidaten. Spielt das Votum der eigenen Leute eigentlich gar keine Rolle?

Protest beim NDR: Beschäftigte gehen nach draußen. Screenshot: NDR

Möglicherweise wird Katrin Vernau eine gute Intendantin an der Spitze des krisengeschüttelten RBB. Und ebenso möglich ist, dass sie die Beschäftigten mitnimmt. Aber auch das Gegenteil kann passieren. Denn die ehemalige WDR-Verwaltungsdirektorin hat in ihrem Berufsleben viel mit Unternehmen und umso weniger mit Journalistinnen und Journalisten zu tun gehabt. Gelernte Journalistin ist sie nicht. Keine Frage: Das wäre keine Qualitätsgarantie per se, aber ein Zeichen dafür, dass sie aus eigenem Erleben wüsste, wie Journalisten ticken. Das kann an der Spitze eines öffentlich-rechtlichen Senders zumindest nicht verkehrt sein.
Vor ihrer Wahl gab es deshalb auch einige Irritationen. Beschäftigte und ihre Vertretungen kritisierten, dass die Findungskommission nur Katrin Vernau ausfindig gemacht und vorgeschlagen hatte. Der DJV Berlin - JVBB meldete sich mit dem gleichen Tenor zu Wort. Beim RBB lautete die Abstimmungsfrage daher nur ja oder nein.
Ähnlich frustrierend läuft es für die Beschäftigten derzeit beim Norddeutschen Rundfunk. Erst müssen die Mitarbeiter des Landesfunkhauses Schleswig-Holstein in Kiel öffentlich gegen den Verdacht der politischen Einflussnahme im Sinne des CDU-Ministerpräsidenten protestieren, damit das Thema endlich ganz oben in der Spitze des Senders ankommt. Dann folgt ein Detail nach dem anderen über womöglich zwielichtige familiäre Verflechtungen der Hamburger Direktorin des Landesfunkhauses. Von einem Klima der Angst unter den Mitarbeitern ist die Rede. Konsequenzen zieht Sabine Rossbach aber erst, als bekannt wird, dass die gegen sie erhobenen Vorwürfe innerhalb des NDR seit Jahren bekannt sein sollen.
In die Aufarbeitung der Fälle gehört auch der Umgang der Sendeanstalten mit ihren Journalistinnen und Journalisten. Der mag vielleicht nicht für Schlagzeilen in Boulevardmedien reichen, könnte aber trotzdem Einzug in die Skandalchronik der Sender halten. So, liebe ARD, geht man nicht mit Journalisten um!
Ein Kommentar von Hendrik Zörner

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