Deutscher Journalisten-Verband Gewerkschaft der Journalistinnen und Journalisten

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Musk und Twitter

Wenn er doch nur ginge

07.06.2022

Elon Musk droht mit seinem Ausstieg aus der Übernahme des Kurznachrichtendienstes Twitter. Wirtschaftlich wäre das wohl nicht so gut, publizistisch hingegen ein Segen.

Nein, Twitter ist nicht der einsame Felsen in der Brandung von Fake News und Propaganda. Und Twitter ist auch nicht das letzte Portal, in dem es unabhängige und kritische Informationen gibt. Das soziale Netzwerk war vielmehr der entscheidende Kommunikationsweg des irrlichternden US-Präsidenten Donald Trump. Er hat Twitter den größten Unsinn gebracht, der bis dahin aus einem präsidialen Smartphone floss. Mit Hass, Hetze und Häme trieb Trump seine Nutzerzahlen auf Twitter in die Höhe. Erst als der Sturm aufs Kapitol die Macht des Mobs erschreckend vor aller Augen führte, flog Trump bei Twitter raus.
Warum also sich über Elon Musk aufregen? Zum einen, weil es auf Twitter seit Trumps Rausschmiss sehr viel gesitteter zugeht, zum anderen weil der Milliardär nicht nur Geld verdienen will, sondern auch eine medienpolitische Agenda hat, deren Umsetzung schlimmste Verhältnisse erahnen lässt. Denn Sperren und Löschungen soll es auf Twitter nicht mehr geben, wenn der Eigentümer Elon Musk heißen würde. Sein Verständnis von Meinungsfreiheit schließt auch Postings mit ein, die hierzulande den Straftatbestand der Volksverhetzung erfüllen würden.
Wahrscheinlich hat Musk nicht mit der Wucht der internationalen Kritik an seinen Übernahmeplänen gerechnet. Und vielleicht hat er sich auch wirtschaftlich übernommen. Jedenfalls machte er kürzlich einen Rückzieher. Jetzt legte er nach, indem er dem Twitter-Management vorwarf, ihm falsche Zahlen über Fake-Accounts zu liefern. Das kann ein weiterer Versuch sein, den Börsenkurs nach unten zu drücken, um so einen besseren Preis für die Übernahme zu erzielen. Es kann aber auch der Rückzug von der Twitter-Übernahme sein. Letzteres wäre zu wünschen, damit Twitter weiterhin Fakten und Meinungen, nicht jedoch Hass und Hetze präsentiert.
Ein Kommentar von Hendrik Zörner

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