News für Freie
"System flächendeckender scheinselbständiger freier Mitarbeiterschaft" und weitere heftige Kritik
Ehemaliger freier Mitarbeiter erhebt heftige Vorwürfe
In einem Beitrag für die renommierte "Medienkorrespondenz" rechnet der Hochschulprofessor Horst Haarkötter jetzt mit der Beschäftigungspraxis der Sendeanstalt ab.
Anlass ist die Veröffentlichung des Abschlussberichtes mit den Ergebnissen ihrer Untersuchungen zu den Fällen sexueller Belästigung im WDR, der am 12. September 2018 von der SPD-Politikerin, Ex-Europakommissarin und langjährigen Gewerkschaftsführerin Monika Wulf-Mathies vorgelegt wurde. Diesem Bericht gegenüber erhebt Haarkötter nun den Vorwurf, dass dieser nur von einzelnen Problemfällen ausgehe und die wahre Lage an der Anstalt verkannt werde.
Haarkötter war selbst lange Jahre im WDR als freier Mitarbeiter und beansprucht damit besondere Authenzitität für seine Aussagen. Der WDR betreibe seinen Aussagen zufolge ein "System flächendeckender scheinselbständiger freier Mitarbeiterschaft". Redakteure seien journalistisch kaum tätig und zeigten sich bei Drehs vor Ort nur dann, wenn es um attraktive Auslandseinsätze gehe. Festangestellte Redaktionsleiter würden ihre Machtpositionen dazu nutzen, um Bekannte einzusetzen.
Eine Stellungnahme des Senders oder des Personalrates zu diesen Vorwürfen liegt derzeit noch nicht vor, die Veröffentlichung ist schließlich noch ganz frisch. Eine spontane Nachfrage bei einigen - allerdings wenigen - WDR-Freien hat bisher gezeigt, dass diese signalisieren, dass sie "glauben, dass an den Vorwürfen von Haarkötter einiges dran sein könne". Konkreteres können wir an dieser Stelle allerdings derzeit nicht berichten.
DJV-Mitglieder haben natürlich die Möglichkeit, den Rechtsschutz ihres Landesverbandes anzusprechen, wenn sie in dieser Frage rechtlich vorgehen wollen. Wer über Vorfälle berichten will, ohne schon an rechtliche Schritte zu denken, sollte sich an geeignete Ansprechpartner im Betrieb wenden. Zur Erinnerung: der DJV hat selbst freie Mitarbeiter im WDR-Personalrat, Stephanie Funk-Hajdamowicz und Frank Stach. Mehr zur Betriebsgruppe (auch die Sprechzeiten) findet sich hier auf den Seiten des DJV-NRW. Betroffene sollten natürlich auch prüfen, ob sie Beratungsstellen außerhalb des Senders ansprechen wollen wie etwa das "Hilfetelefon". Der DJV-Verbandstag 2018 hat sich zudem für die Einrichtung von speziell auf die Problematik sexueller Belästigung ausgerichteten Stellen in Medienhäusern ausgesprochen.
Was den generellen Umgang mit freier Mitarbeit im WDR angeht, ist mit einem schnellen Wechsel der Mitarbeiterpolitik derzeit wohl nicht zu rechnen. Kritik an der massenweisen Arbeit mit Freien ist nicht neu, doch der Sender steht selbst unter der Kuratel von Politikern, die ständig Stellenabbau fordern. Insofern braucht es einen Politikwechsel außerhalb des Senders, mit einem Bekenntnis zur Einrichtung von erheblich mehr Stellen, bevor in der Anstalt selbst etwas passieren kann.
In Österreich ist das vor Jahren einmal gelungen. Hier wurden beim ORF über 1.000 freie Mitarbeiter/innen zu Angestellten gemacht. Vielleicht demnächst ein Szenario für den WDR? Das ist nicht so sicher: entgegen allen Annahmen gibt es recht viele Freie am WDR, die diesen "Status" durchaus praktisch finden und niemals angestellt sein wollen. Damit ist das "Österreich-Szenario" eher unwahrscheinlich.
Michael Hirschler, hir@djv.de
News für Freie
Freie, aufgepasst!
Freie beim Deutschlandradio haben Anspruch darauf, dass Wiederholungshonorare für die Berechnung des Urlaubsentgelts berücksichtigt werden. Das entschied das Bundesarbeitsgericht in einem Grundsatzurteil, das auch bei anderen...
Drei Fotojournalismus-Events mit dem DJV in dieser Woche
Praxis-Tipps zur Verwertungsgesellschaft Bild-Kunst per Webinar am 18. April, das DJV-Bildportal auf Besuch bei der PICTA-Bildagenturmesse in Berlin (ebenfalls am 18. April; ganztags) und am 19. April ein Webinar zum Thema...
Was kostet Journalismus
Was kostet Journalismus - unter dieser Frage wollen wir mit Dir und anderen darüber diskutieren, wie die Honorarstrukturen für Arbeit für Textbeiträge in den verschiedenen Medienbereichen aussehen. Print, Online, Rundfunk,...
Serbische Journalisten suchen Schutz im Ausland
"Die Bedrohungen gegenüber meiner Person haben ein unerträgliches Maß erreicht", berichtete eine Journalistin aus Serbien am 18. März auf einer Onlineveranstaltung der Europäischen Journalisten-Föderation (EJF). "Ich denke,...
Verdientes Urteil
Das Magazin Cicero hat einen juristischen Sieg gegen das Bundeswirtschaftsministerium errungen: Das Ministerium muss die Akten zu einer möglichen Laufzeitverlängerung von Kernkraftwerken herausrücken.
Bund führt Mindesthonorare für Freie ein
Der Deutsche Journalisten-Verband begrüßt die Einführung von Mindesthonoraren für freie Journalistinnen und Journalisten bei Institutionen, die Fördermittel des Bundes erhalten.
Deal mit Open AI
Springer hat mit Open AI einen Vertrag über die Nutzung redaktioneller Inhalte aus mehreren seiner Medien für ChatGPT geschlossen. Es geht um einen zweistelligen Millionenbetrag. Vorbild für andere Medienhäuser?
Inflationsausgleich vereinbart
Die Redakteurinnen und Redakteure an Tageszeitungen erhalten ab Oktober eine monatliche Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 120 Euro.
Mindesthonorare für Freie
Der Deutsche Journalisten-Verband fordert Kulturstaatsministerin Claudia Roth auf, bei der Definition einer Honoraruntergrenze für Künstlerinnen und Künstler die freien Journalisten nicht zu vergessen.
Politiker vor die Linse
Die bayerische Staatskanzlei gibt unter Markus Söder zehnmal soviel für Fotografen aus wie unter seinem Vorgänger Horst Seehofer. Gut für die Berufsfotografen. Das Vorbild von Robert Habeck macht in Bayern tatsächlich Schule....
Schlappe für Hamburger Polizei
Mit ihrer Blockadehaltung gegen eine Journalistin des Stern kam die Hamburger Polizei nicht durch. Das Gericht verurteilte die Behörde dazu, Auskunft zu erteilen. Gut so.
Abbuchung für Juli 2023 ist korrekt trotz irreführender Empfängerangabe
Wilhelmshaven, 10. Juli 2023 (fw/KSK, hir/DJV). In den letzten Tagen ist es bei der Abbuchung der Versicherungsbeiträge und der monatlichen Vorauszahlungen/Künstlersozialabgabe durch die Postbank zu einer Textänderung gekommen,...
Schon gewusst?Wer arbeitet, macht Fehler. Wer viel arbeitet, viele Fehler. Das gilt auch für bestens ausgebildete Journalisten. Doch mit Training und Weiterbildung neben dem Job können auch Profis noch besser werden. Der DJV bietet daher zahlreiche Bildungsangebote, Seminare, Tagungen und auch Online-Kurse ("Webinare").
Schon gewusst?Wer arbeitet, macht Fehler. Wer viel arbeitet, viele Fehler. Das gilt auch für bestens ausgebildete Journalisten. Doch mit Training und Weiterbildung neben dem Job können auch Profis noch besser werden. Der DJV bietet daher zahlreiche Bildungsangebote, Seminare, Tagungen und auch Online-Kurse ("Webinare").
Weitere interessante Themen
Selbstverlag
Ihr eigenes Buch machen, also eBook oder Printexemplar, mit vonjournalisten.de
...mehr
DJV, Verband der Freien
Über 15.000 Freie sind Mitglied im DJV. Warum, steht in unserem Flyer.
...mehr