Deutscher Journalisten-Verband Gewerkschaft der Journalistinnen und Journalisten

News für Freie

Freie Journalisten

Diskriminierung durch Altersgrenzen an Rundfunkanstalten?

09.09.2013

Mit 66 Jahren, da hört das (freie Rundfunk-)Leben auf, müssen Freie immer wieder erfahren


"Als freier Journalist bekomme ich so wenig Rente, da werde ich bis zum Umfallen arbeiten", denkt so mancher freie Journalist. Andere wiederum sind so gut im Geschäft, dass sie sich eine Existenz ohne (freies) Arbeitsleben gar nicht mehr vorstellen können. In der Tat arbeiten daher viele Freie bis ins hohe Alter an Zeitungen, Zeitschriften oder im Privatfunk und Onlinebereich.

An Rundfunkanstalten sieht das jedoch oft anders aus. "Mit dem Erreichen des 65. Lebensjahres werden Sie nicht mehr bei uns beschäftigt", diese Mitteilung sorgt bei älteren Freien immer wieder für Verdruss. Wegen des finanziellen Verlusts, wegen dem Verlust einer eingespielten Medienposition, wegen beidem oder auch aus noch anderen Gründen.

Die Rundfunkanstalten wiederum nennen verschiedene Gründe. Weil die Beschäftigung tarifvertraglich geregelt sei, gebe es wie bei Tarifverträgen für Arbeitnehmer Altersgrenzen, um eine Überalterung der Sender zu verhindern und sich unangenehme Trennungsprozesse zum Ende des Berufslebens zu ersparen.

Das sieht der Moderator Peter Zudeick, langjährig tätig beim Hessischen Rundfunk, anders. Er klagte jetzt vor dem Arbeitsgericht gegen das Ende seiner Beschäftigung - wegen Altersdiskriminierung, forderte rund 100.000 Euro Schadensersatz. Erfolglos, wie der Bonner Generalanzeiger jetzt berichtete. Das Gericht hielt die Regelung über die automatische Beendigung der Beschäftigung für vertretbar, weil damit die Beschäftigung jüngerer Mitarbeiter möglich werde.

Unhaltbare Diskriminierung verdienter Mitarbeit oder Schutz vor ausufernder Gerontokratie in Rundfunkanstalten? Macht es nicht Sinn, wenn Ältere im üblichen Rentenalter Platz machen für Jüngere? Gibt es nicht ein Leben nach dem Arbeitsleben? Oder können ältere freie Mitarbeiter sich nicht zumindest andere Spielfelder suchen, etwa eigene Onlinemedien oder Beratungsangebote für die Jüngeren?

In einer alternden Gesellschaft, in der die Wirtschaft "Senior-Experten" reaktiviert und mit 70 Jahren rund um den Globus zur Beratung aussendet, stehen Gegenargumente bereit: Warum unerfahrene Jungspunde über Politiker und Institutionen berichten lassen, die oft selbst über 70 Jahre alt sind (z.B. Bundesfinanzminister Schäuble)?

Warum den Zuhörern Formate wegnehmen, die sich bewährt haben, die Aufmerksamkeit binden? Hat die zunehmende Zahl älterer Mediennutzer nicht einen Anspruch darauf, Berichte und Wahrnehmungen von Journalisten ihrer eigenen Altersgruppe zu bekommen? Können nicht auch Junge von der Gelassenheit und Erfahrung älterer, ja uralter Journalisten profitieren? Und können nicht auch die "wütenden Alten" mitunter das Salz in der Suppe sein?

Die Debatte hat erst begonnen - und wird die Gesellschaft in den nächsten Jahrzehnten beschäftigen, ob es einem gefällt oder nicht.

Einen kleinen Schritt zur "Ausweitung der Kampfzone" hat der DJV gerade jetzt unternommen. Durch Hinweis der DJV-Betriebsgruppe der Deutschen Welle wurde klar, dass der aktuelle Tarifvertrag den Verlust von Rechten bereits mit dem Erreichen des 65. Lebensjahres vorsah, obwohl durch die Rentenreform das Rentenalter mittlerweile erst bei "65 Lebensjahren und zwei Monaten" beginnt. Ein erstes Opfer dieser Regelung gab es schon. Durch schnelles (Ver-)Handeln wurde es möglich, mit der Deutschen Welle eine Regelung zu finden, nach der immer das jeweilige geltende Rentenalter gültig ist, also eines Tages auch das 67. Lebensjahr. Natürlich nur ein kleiner Schritt, aber eben eine Maßnahme, die zeigt: Bewegung ist möglich - auch nach oben.



MH

News für Freie

Presseauskunft

Finanzministerium muss reden

06.07.23

Justitia hat gesprochen: Das Bundesfinanzministerium muss Pressefragen zu den Hintergründen eines Grußworts von Christian Lindner beantworten. Der Ressortchef hat bislang gemauert.

Bildjournalismus

Frist läuft ab - jetzt noch schnell die Honorare für 2022 bei der VG Bild-Kunst melden!

01.06.23

Für die Wahrnehmungsberechtigten der Verwertungsgesellschaft Bild-Kunst tickt die Uhr: nur noch bis zum 30. Juni 2023 können sie ihre Meldungen einreichen. Da dieses mittlerweile auch online möglich ist, gibt es auch keine...

Medieninformationen

Gesetz angemahnt

19.05.23

Der Deutsche Journalisten-Verband fordert die Ampelkoalition auf, das im Koalitionsvertrag versprochene Auskunftsrecht für Medien endlich in das Gesetzgebungsverfahren einzubringen.

Verlag Delius Klasing

Faires Miteinander gefordert

15.05.23

Der Deutsche Journalisten-Verband fordert den Verlag Delius Klasing zu einem fairen Miteinander mit den freien Journalistinnen und Journalisten auf.

KI im Journalismus

DJV fordert klare Regeln

24.04.23

Der Gesamtvorstand des Deutschen Journalisten-Verbands fordert dazu auf, die Auswirkungen von Künstlicher Intelligenz auf Gesellschaft und Journalismus in den Blick zu nehmen.

Katie Melua-Konzerte

Knebelverträge stoppen

21.04.23

Der Deutsche Journalisten-Verband ruft das Management der Künstlerin Katie Melua zu fairen Akkreditierungsbedingungen für Pressefotografinnen und -fotografen auf.

Steuern

Betriebsausgabenpauschale für journalistische Arbeit erhöht

13.04.23

Die Pauschale für den Betriebsausgabenabzug bei journalistischer Arbeit wird erhöht. Diese Regelung betrifft Einkünfte auf selbständiger Basis, das heißt Honorare für freie Arbeit. Die Neuregelung ist im Wesentlichen interessant...

Equal Pay Day

Gleiche Bezahlung für Journalistinnen

06.03.23

Aus Anlass des Equal Pay Day am 7. März fordert der Deutsche Journalisten-Verband gleiche Bezahlung für Männer und Frauen im Journalismus.

Transparenzregister

Reform dringend benötigt

27.02.23

Der Deutsche Journalisten-Verband fordert den Gesetzgeber auf, das Transparenzregister zügig zu reformieren.

Berichterstattung Türkei

Erdogans Schikanen schaden Erdbebenopfern

20.02.23

Der Deutsche Journalisten-Verband ruft die türkischen Behörden auf, Journalistinnen und Journalisten im Erdbebengebiet ungehindert ihre Berichterstattung fortsetzen zu lassen.

Journalistinnen im Iran

Baerbocks Einsatz gefordert

17.02.23

Der Deutsche Journalisten-Verband gehört zu den Unterzeichnern eines Offenen Briefs an Annalena Baerbock, der den Einsatz der Bundesaußenministerin für die inhaftierten Journalistinnen im Iran fordert.

dpa-Fotografen

Faire Honorare gefordert

13.02.23

Der Deutsche Journalisten-Verband unterstützt Aktivitäten von freien Fotografinnen und Fotografen der Deutschen Presse-Agentur, mit denen sie für höhere Honorare bei der dpa kämpfen.

News 13 bis 24 von 858

Schon gewusst?Wer arbeitet, macht Fehler. Wer viel arbeitet, viele Fehler. Das gilt auch für bestens ausgebildete Journalisten. Doch mit Training und Weiterbildung neben dem Job können auch Profis noch besser werden. Der DJV bietet daher zahlreiche Bildungsangebote, Seminare, Tagungen und auch Online-Kurse ("Webinare").

Und wer richtig viel Fehler macht, macht Journalismus. Foto: Hirschler

Schon gewusst?Wer arbeitet, macht Fehler. Wer viel arbeitet, viele Fehler. Das gilt auch für bestens ausgebildete Journalisten. Doch mit Training und Weiterbildung neben dem Job können auch Profis noch besser werden. Der DJV bietet daher zahlreiche Bildungsangebote, Seminare, Tagungen und auch Online-Kurse ("Webinare").

Weitere interessante Themen

Newsletter

Cookie Einstellungen