Deutscher Journalisten-Verband Gewerkschaft der Journalistinnen und Journalisten

News für Freie

Freie

DJV startet „Journalismus im Hinterland“

04.03.2022

Über den Journalismus in Frankreichs Regionen und dem deutschen Hinterland-Manifest der Zeitschrift „hinterlands magazine“ ging es am 2. März 2022 in einer Onlinekonferenz. Mit einem Kick-off-Workshop startete der DJV die Veranstaltungsreihe „Journalismus im Hinterland“, die sich den Herausforderungen des regionalen Journalismus widmet.

"Als ich mich zu Beginn meiner journalistischen Arbeit entschieden habe, in die Provinz zu gehen, haben mich viele meiner Bekannten für verrückt gehalten", berichtete Pablo Aiquel aus Frankreich. "Damals waren die Regionen überhaupt kein Thema. Später wurde es anders, als der damalige Präsident Hollande ein Ministerium schuf. Heute ist es viel normaler als in der Vergangenheit." Technische Entwicklungen haben hierbei geholfen, zeigte Aiquel: "Die digitale Revolution hat es ermöglicht, dass wir uns in der Provinz mit anderen Freien zusammenschalten, miteinander Projekte planen und natürlich auch online mit der Metropole zusammenarbeiten." Dabei wirkt sich die Digitalisierung natürlich auch negativ auf traditionelle Auftraggeber der Freien, die Zeitungen aus. Doch Aiquel hat andere Auftraggeber gefunden: "Ich arbeite für die Fachpresse. Diese läuft immer noch sehr gut. Das Geschäftsmodell dieser Presse ist im Prinzip B:B, business to business. Dort ist daher auch noch ordentlich Geld zu verdienen". Aiquel selbst arbeitet für ein Fachmagazin, das sich den Problemen der Regionen widmet und vor allem von den Kommunen abonniert wird. Ein Teil seiner Beiträge ist auch online abrufbar. Welchen Rat gibt Aiquel Freien, die in der "Provinz" tätig sind. Helfen Zusammenschlüsse, hilft das Engagement im Berufsverband, der Gewerkschaft? Ist die Idee, dass zusammen mehr zu schaffen ist, nicht einfach nur naiv, gar romantisch? "Nein, gar nicht romantisch. Romantisch ist es zu glauben, man könne freiberuflich allein auf sich gestellt arbeiten", sagt Aiquel. Er selbst ist seit längerer Zeit Vorsitzender der Freien in der französischen Journalistengewerkschaft SNJ-CGT. "Freie sollten sich mit anderen zusammentun, gerade in den Regionen. Anders geht es gar nicht. Egal, ob sich einfach so zusammenschließen oder in der Gewerkschaft, was ich natürlich getan habe und bis heute als inspirierend empfinde. Vor allem wegen dem Austausch mit anderen Freien. Ohne den geht es nicht." Warum engagiert er sich dann auch noch für die Freien auf europäischer Ebene, als einer der Vorsitzenden der "Expertengruppe für die Rechte der Freien" bei der Europäischen Journalisten-Föderation? Ist das nicht nur ein Teil des bürokratischen Monsters Europa? "Nein, auch auf europäischer Ebene schätze ich vor allem den Austausch mit anderen über die Herausforderungen der freien Arbeit, das hilft mir enorm, und natürlich auch meiner Gewerkschaft",meint Aiquel, der natürlich auch die Schattenseiten des Berufs nicht unerwähnt lässt: "Kürzlich hatte ich die erste Erhöhung des Honorars in zehn Jahren."

Beim "hinterlands magazine" steht das Hinterland schon im Titel und ist daher Programm. "Wir kommen vom Land", berichtete Freia Kuper, eine der Herausgeberinnen, "aber wir wollen Klischees aufbrechen. Thematisch geht es um viele Themen, vor allem Geschichten im Hintergrund". Maike Suhr, eine andere Herausgeberin, will die Regionen nicht einseitig als Problemgebiete abstempeln. "Es geht auch darum, andere Geschichten über das Hinterland zu zeigen." Was sie sich vorstellen, haben die Herausgeberinnen in einem ausführlichen Manifest festgehalten, in englischer Sprache, denn das Magazin sieht das Hinterland als Thema nicht nur für Deutschland, sondern international. Das Magazin selbst erscheint derzeit einmal jährlich, mit unterschiedlichen Akzentsetzungen, die auch durch die Farbgebung des jeweiligen Magazins betont werden. Gegründet werden konnte es durch Crowdfunding, jetzt läuft es über Abonnenten und Käufer, berichtete Maike Suhr. Zum nachhaltigen Geschäftsmodell ist es aber noch ein weiter Weg: derzeit betreiben die Herausgeberinnen das Blatt neben ihren eigentlichen Tätigkeiten in der Forschung an Universitäten. Suhr selbst sitzt dabei gerade an einer Studie, mit der eine Reihe von lokalen und regionalen Medien untersucht werden.

"Regionaljournalismus in Frankreich, das hinterlands magazine in Deutschland, diese Beispiele zeigen uns, dass wir mit dem Thema Hinterland eine Menge wichtiger Fragen ansprechen können", betonte in der weiteren Diskussion Anne Webert, freie Journalistin und beim DJV selbst im Vorstand aktiv. "Wir wollen das in den nächsten Monaten weiter diskutieren, unter anderem auch und gerade in den Regionen selbst. Schon im Mai werden wir uns in Bautzen treffen, und Ende Juni in Greifswald!". In der anschließenden Diskussion meldeten sich zahlreiche Teilnehmende zu Wort. Björn Braun vom Lokalportal "lokalstimme.de" berichtete über die Probleme, die auch durch die Pandemie auf die Lokalportale zugekommen sind, wenn es darum geht, Anzeigenkunden zu halten. Frank Sonnenberg, freier Fotojournalist und aktiv im Bergischen Journalistenverband im DJV Nordrhein-Westfalen berichtete, welche Herausforderungen es lokal gibt, wenn es kaum noch Medien gibt, die das Bergische Land abdecken.

Schon am 22. März geht es online weiter, mit einer Kollegin von scribershub.com

Anmeldung unter www.journalistenwebinar.de
 

MH

News für Freie

Zeitschriften

Beschäftigung sicherer gemacht

24.08.20

Der Deutsche Journalisten-Verband hat sich gemeinsam mit der dju in ver.di mit dem Verband Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) auf einen Tarifvertrag zur Beschäftigungssicherung geeinigt.

Deutschlandradio

Freienstatut verbessern

18.08.20

Der Deutsche Journalisten-Verband kritisiert die Pläne des Deutschlandradios, ein Freienstatut ohne Mitbestimmungsrechte der Freien zu erlassen.

Belarus

Journalistenverband des Tages, des Jahres

14.08.20

Der Belarussische Journalistenverband hat wohl schon jetzt die Auszeichnung "Journalistenverband des Tages", eigentlich auch die "des Jahres" verdient. Seit Jahren engagiert sich die Alternative zum Journalistenverband der...

Corona-Krise

Aktuelle Umfrage zu Freien

13.08.20

Viele Freie von Ihnen hat die Pandemie schwer getroffen. Sie sorgen sich nicht nur um Aufträge, sondern auch um die eigene Existenz. DJV NRW will mit einer neuen Umfrage wissen, wie es aktuell um die Freien steht. Hier geht es...

Freie

Burda-Vertrag - die Risiken im Detail erläutert

07.08.20

Verschiedene Freie haben einen neuen Vertrag von Burda erhalten, der dem Anschein nach auf einem einheitlichen Muster basiert. Der DJV hat den Vertrag bereits öffentlich kritisiert. Nachstehend einige der wichtigsten...

Warnung an Freie

Burda wälzt Haftung ab

07.08.20

Der Deutsche Journalisten-Verband warnt freie Journalistinnen und Journalisten vor Verträgen des Burda-Medienkonzerns, die unfaire Regelungen für Freelancer enthalten.

PresseFoto Hessen-Thüringen 2020

Es ist wieder soweit!

04.08.20

Auch in diesem Jahr suchen wir zusammen mit dem DJV Hessen das „Foto des Jahres 2020“! Außerdem werden Bilder in sieben weiteren Kategorien prämiert. Bereits zum 14. Mal schreiben die DJV Landesverbände Hessen und Thüringen...

DSM-Richtlinie

Änderungsbedarf bei Umsetzung

04.08.20

Der Deutsche Journalisten-Verband sieht im Diskussionsentwurf des Bundesjustizministeriums zur Umsetzung der DSM-Richtlinie in nationales Recht noch Änderungsbedarf, um die Interessen der Urheber stärker zu betonen.

Stipendien

Freie nicht allein lassen

23.07.20

Der Deutsche Journalisten-Verband appelliert an Kulturstaatsministerin Monika Grütters, die geplanten Stipendien für freischaffende Künstler auch freien Journalistinnen und Journalisten zukommen zu lassen.

Personalräte

Feste Freie gleich behandeln

22.07.20

Der Deutsche Journalisten-Verband fordert, feste freie Journalistinnen und Journalisten in den Personalräten der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten mit ihren angestellten Kollegen gleichzustellen.

Berufsfragen

Wie Gewerkschaften die Interessen von Freien besser vertreten können - neues Handbuch aus Europa

16.07.20

Auf djv.de ist jetzt die PDF-Ausgabe eines neuen Handbuches zum Thema, wie Freie erfolgreich von Gewerkschaften vertreten werden können: Das "Handbuch zur gewerkschaftlichen Organisierung". Das Handbuch wurde auf der...

Bildjournalismus

DJV-Fachausschuss Bildjournalisten erarbeitete neue Technikempfehlung

16.07.20

Welche Ausrüstung brauchen Personen, die im Bildjournalismus arbeiten? Der DJV-Fachausschuss der Bildjournalistinnen und Bildjournalisten hat jetzt eine Übersicht erarbeitet, die als "Technikempfehlungen" im Format PDF...

News 133 bis 144 von 855

Schon gewusst?Wer arbeitet, macht Fehler. Wer viel arbeitet, viele Fehler. Das gilt auch für bestens ausgebildete Journalisten. Doch mit Training und Weiterbildung neben dem Job können auch Profis noch besser werden. Der DJV bietet daher zahlreiche Bildungsangebote, Seminare, Tagungen und auch Online-Kurse ("Webinare").

Und wer richtig viel Fehler macht, macht Journalismus. Foto: Hirschler

Schon gewusst?Wer arbeitet, macht Fehler. Wer viel arbeitet, viele Fehler. Das gilt auch für bestens ausgebildete Journalisten. Doch mit Training und Weiterbildung neben dem Job können auch Profis noch besser werden. Der DJV bietet daher zahlreiche Bildungsangebote, Seminare, Tagungen und auch Online-Kurse ("Webinare").

Weitere interessante Themen

Newsletter

Cookie Einstellungen