News für Freie
Neue Netz-Zeitung sammelt Geld durch Crowdfunding
Dauerfinanzierung durch Mitglieder beabsichtigt
15.000 Unterstützer, die monatlich 5 Euro zahlen sollen, sucht das Netzprojekt krautreporter.de. Die bislang 28 freien Journalistinnen und Journalisten ("Redaktion") wollen die Onlinezeitung nur starten, wenn 15.000 Interessenten im Boot sind. Über 2.000 Unterstützer waren bereits am zweiten Tag dabei.
Krautreporter.de ist damit das erste große Onlinemedium in Deutschland, das auf komplettes Crowdfunding setzt. Besonderheit dabei: Es geht nicht nur um eine Anschubfinanzierung, sondern dauerhafte Finanzierung. Dabei soll die Publikation offenbar weder allein den Unterstützern zugänglich sein, noch im Übrigen noch durch Werbung finanziert werden.
Allerdings sollen Unterstützer mit einigen Vorteilen gelockt werden, dazu gehören:
"Wer Mitglied wird und Krautreporter möglich macht, hat aber besondere Vorteile:
- Mitglieder erhalten Zugriff auf exklusive Inhalte, können Texte und Videos kommentieren, den Newsletter abonnieren, haben vollen RSS-Zugriff.
- Unsere Mitglieder sind für uns nicht nur Leser, sondern Experten: Wer Lust hat, sein Wissen zur Verfügung zu stellen und seine Spezialgebiete zu nennen, den beziehen wir in die Recherche mit ein.
- Mitglieder sehen, wie ein Text zustande gekommen ist – in speziellen “Making-ofs” mit zusätzlichen Inhalten. Sie haben kostenlosen Zugriff auf exklusive E-Books und Podcasts.
- Krautreporter passiert nicht nur im Netz: Wir laden Mitglieder zu Lesungen, Workshops und Diskussionen ein.
- Nur unsere Mitglieder können unsere Technik voll nutzen, können Autoren abonnieren und sich Krautreporter-Inhalte individuell zusammenstellen. Also die Seite bequemer nutzen."
Unter den Machern der Zeitung sind verschiedene freie Publizisten, die in den letzten Jahren innerhalb der kleinen Gemeinde professioneller freier Netzpublizisten für Aufmerksamkeit gesorgt haben. So sind etwa der BILD-Zeitungskritiker Stefan Niggemeier an Bord, ebenso der Fußballbund-Kritiker Jens Weinreich und der Digitalpropagandist und Journalist Richard Gutjahr.
Eine offen ausgewiesene publizistische Agenda wird nicht genannt, sondern vielmehr ein Journalismus angekündigt, der werbefrei und daher nicht von Rücksichtnahmen auf Suchmaschinen geprägt sein soll. Bei genauerer Betrachtung spricht aber vieles dafür, dass die "verborgene" Agenda etwas mit digitaler Gesellschaft und vielen der Fragen und Ansichten zu tun haben wird, die vor allem im Umfeld der Piratenpartei propagiert wurden.
Krautreporter.de ist nicht das erste Medium, das durch Spenden von den Lesern (vor-)finanziert wird. Bereits vor Jahrzehnten starteten "die tageszeitung", später die "junge Welt" mit dem Geld von Mitgliedern ihrer jeweiligen Genossenschaften. Freilich verlangt "krautreporter.de" erheblich weniger Formalismus und auch geringeres finanzielles Engagement als die genannten Genossenschaften. Das dürfte den Gepflogenheiten der Zielgruppe entsprechen, die irgendwo zwischen gering verdienender "digitaler Bohème" und mittelständischen Internetaktivisten liegen dürfte.
Das Projekt hat bereits Spötter und Kritiker auf den Plan gerufen. So wird der niedrige Anteil von Frauen (rund 20 Prozent) sowie die offenbare lokale (Berliner) und generell "ethnische" Uniformität hinterfragt ("Insgesamt wirkt es sehr weiß, deutsch und bildungsbürgerlich"), zudem moniert, Kommentare von Geldzahlung abhängig zu machen, sei "unfein". Auch die politische Spannbreite sei minimal, es handele sich um eine "Filterbubble" technisch interessierter Autoren, meint etwa Rainer Meyer ("Don Alphonso"). Hinzu werden von anderen gewisse technische Unzulänglichkeiten der Plattform gerügt. Worauf andere wieder kontern, in Deutschland fehle für eine erfolgreiche Gründerkultur die erforderliche "Naivität".
Die Kritik wirkt ungewöhnlich: Ausgerechnet bei einem noch nicht einmal gestarteten Onlineprojekt Maßstäbe werden objektiv vernünftiger Geschlechterquoten und politisch korrekter "Ethnien" eingefordert, während es zahllose Traditionsmedien und vermutlich sogar zahlreiche öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten geben dürften, wo entsprechende Quoten keinesfalls existieren, möglicherweise sogar mangels gesetzlicher Grundlage rechtswidrig sein könnten.
Viel entscheidender scheint allerdings die Frage zu sein, ob das Projekt das eigene publizistische Profil (die "Alleinstellung") ausreichend kommuniziert. Wofür genau steht die Redaktion? Für peinlich verkapptes Piratentum oder einfach nur "irgendetwas mit Internet"? Und falls ja, warum wird das nicht ausreichend kommuniziert, all das könnte gefragt werden.
Weil aber die Form bekanntlich durchaus auch den Inhalt prägt, könnte selbst diese Kritik ins Leere laufen. Denn die Autoren profilieren sich durch den Mut zum Aufbruch in noch einigermaßen unbekannte Gefilde. Es könnte durchaus genug Personen im Netz geben, die diesen Abenteuergeist schätzen und ihn für ein ausreichend klares Profil halten. Denn besser als Jammern bis zum Anschlag über die Aussichtslosigkeit digitaler Ökonomie erscheint das Projekt allemal.
M. Hirschler
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