News für Freie
Schluss mit der Zwei-Klassen-Gesellschaft!
Erster Kongress der Freien in der ARD
Zilian nahm wie viele andere Vertreter von Freien aus Rundfunkanstalten am ersten Kongress der Freien in der ARD teil, der am 22./23. April in Berlin stattfand. Themen gab es viele, und die Gelegenheit zum engagierten Erfahrungsaustausch wurde intensiv genutzt.
Die Frage der Mitbestimmung der Freien stand dabei im Mittelpunkt. Die Zahl der Rundfunkanstalten in Deutschland, an denen Freie auch einen Platz im Personalrat haben, ist in den letzten Jahren gewachsen. Zuletzt kam der WDR hinzu. Doch viele Freie – beispielsweise am Rundfunk Berlin-Brandenburg, beim Bayerischen Rundfunk, beim Norddeutschen Rundfunk oder der Deutschen Welle (und das sind noch nicht alle) – stehen außerhalb der Zuständigkeit der Personalräte.
Selbst dort, wo es Vertretung gibt, liegt vieles im Argen. Freien Journalisten werden als das „ganz Andere“ behandelt, elementare soziale Rechte werden ihnen verweigert, weil sie keine offiziell anerkannten Arbeitnehmer sind. Die Personalräte müssen selbst dort, wo sie für Freie zuständig sind, um praktisch jede Frage ringen. Prozesse bis hin zum Bundesverwaltungsgericht sind keine Seltenheit.
Kann die Einrichtung von Freienvertretungen die fehlende Personalratsvertretung ersetzen? Nein, antwortete die klare Position der Tagung. Das gelte auch dort, wo die Freienvertretung durch offizielle Anordnungen institutionalisiert wurde, beispielsweise beim RBB. Christoph Reinhardt von der Freienvertretung machte in einer Stellungnahme klar, dass die Vertretung wegen mangelnder Kompetenzen in vielen Fragen nicht handlungsfähig ist.
Erkenntnisse, die offenbar auch bei anwesenden Politiker für Nachdenklichkeit sorgten. So kam der Berliner SPD-Medienpolitiker Frank Zimmermann, der auch Mitglied im Rundfunkrat ist, in der Debatte zur überraschenden Erkenntnis, die Politik habe die Regelung der Vertretung der Freien „vermurkst“, hier müsse in der nächsten Legislaturperiode für eine Vertretung im Personalrat gesorgt werden. Ob Lippenbekenntnis angesichts eines engagierten Publikums, Wahlkampftaktik oder ehrliche Überzeugung, darüber kann natürlich trefflich spekuliert werden. „Bei meinen Gesprächen mit Mitgliedern des Rundfunkrats habe ich keinerlei Interesse für die Probleme der Freienvertretung bemerkt“, kritisierte beispielsweise DJV-Justiziar Benno H. Pöppelmann.
Probleme haben nicht nur die „festen“ Freien, auch die unregelmäßiger tätigen „freien Freien“. Gerade sie sehen sich zwischen allen Stühlen und fordern Augenmerk für ihre speziellen Belange, so eine mehrfach vorgetragene Forderung.
Es ging nicht nur um Vertretungsfragen, sondern auch um den praktischen Umgang von Sendern mit Mitarbeitern. „Ich vermisse einen Plan zur Personalentwicklung bei freien Mitarbeitern“, kritisierte Knud Zilian. Eine andere freie Mitarbeiter warf ihrem Sender, dem RBB, vor, mit überlanger dreimonatiger „Sommer- und Sendepause“ zahlreiche Mitarbeiter ohne Einkommensperspektive zu lassen. Freie müssten solche langen Beschäftigungspausen mit Krankmeldungen überbrücken – das sei alles nicht zumutbar.
Pausen, die nicht einmal geleugnet werden: Den Sender fehle das Geld und würden die Unterbrechungen tatsächlich aus Etatgründen praktizieren, bestätigte die RBB-Programmdirektorin Claudia Nothelle. Allerdings müssten sich Freie auf solche Pausen einstellen.
Die Qualität leidet unter der Sparpolitik. Wenn sie für die ARD in den Niederlanden unterwegs ist, muss sie die Reisekosten selbst tragen, kritisierte die freie Korrespondentin Kerstin Schweighöfer. Ein freier Kollege, der in Moskau als Korrespondent tätig ist, sekundierte. Nach seiner Beobachtung führt die prekäre Situation der freien Mitarbeiter dazu, dass in der Berichterstattung ungewohnte Themen und Stellungnahmen vermieden werden, wenn sie zu Kontroversen führen könnten.
Kritik an der sozialen Verantwortung, Kritik am Programm der Sender: „Ich muss nach 35 Jahren Tätigkeit als Freie feststellen, dass ich eine Rente von nur 400 Euro erhalte, und dann auch noch zusehen, wie der Bildungsauftrag des Senders Jahr für Jahr weniger erkennbar wird, und dass das vorhandene Geld nicht für sinnvolle Formate, sondern für wertlose Quizsendungen und Schlagermusik ausgegeben wird, da frage ich mich, wozu ich hier überhaupt gearbeitet habe“, so die Kernaussage einer sehr emotionalen Stellungnahme einer freien Journalistin im Publikum.
Die zweitägige Veranstaltung behandelte diese und andere Themen auf Podiumsdiskussionen, in unterschiedlichen Panels und Arbeitsgruppen. Eine ausführliche Resolution unter der Überschrift „Schluss mit der Zwei-Klassen-Gesellschaft!“ wurde nach intensiver Diskussion verabschiedet. Berichte zur Tagung finden sich auf der Seite der Freien-Initiative „RBBPro“ sowie auch beim RBB-„Medienmagazin“: STREAM: http://ow.ly/4n3uEN - MP3-Download: http://ow.ly/4n3uH6 (ab Minute 40:36); bei Twitter finden sich Tweets zum Thema unter dem Hashtag #ARDFrei, aus den Beiträgen zum Kongress wurde auch eine Storify-Geschichte gemacht, die hier abrufbar ist.
Michael Hirschler, hir@djv.de
News für Freie
Frist läuft ab - jetzt noch schnell die Honorare für 2022 bei der VG Bild-Kunst melden!
Für die Wahrnehmungsberechtigten der Verwertungsgesellschaft Bild-Kunst tickt die Uhr: nur noch bis zum 30. Juni 2023 können sie ihre Meldungen einreichen. Da dieses mittlerweile auch online möglich ist, gibt es auch keine...
Gesetz angemahnt
Der Deutsche Journalisten-Verband fordert die Ampelkoalition auf, das im Koalitionsvertrag versprochene Auskunftsrecht für Medien endlich in das Gesetzgebungsverfahren einzubringen.
Faires Miteinander gefordert
Der Deutsche Journalisten-Verband fordert den Verlag Delius Klasing zu einem fairen Miteinander mit den freien Journalistinnen und Journalisten auf.
DJV fordert klare Regeln
Der Gesamtvorstand des Deutschen Journalisten-Verbands fordert dazu auf, die Auswirkungen von Künstlicher Intelligenz auf Gesellschaft und Journalismus in den Blick zu nehmen.
Knebelverträge stoppen
Der Deutsche Journalisten-Verband ruft das Management der Künstlerin Katie Melua zu fairen Akkreditierungsbedingungen für Pressefotografinnen und -fotografen auf.
Betriebsausgabenpauschale für journalistische Arbeit erhöht
Die Pauschale für den Betriebsausgabenabzug bei journalistischer Arbeit wird erhöht. Diese Regelung betrifft Einkünfte auf selbständiger Basis, das heißt Honorare für freie Arbeit. Die Neuregelung ist im Wesentlichen interessant...
Gleiche Bezahlung für Journalistinnen
Aus Anlass des Equal Pay Day am 7. März fordert der Deutsche Journalisten-Verband gleiche Bezahlung für Männer und Frauen im Journalismus.
Reform dringend benötigt
Der Deutsche Journalisten-Verband fordert den Gesetzgeber auf, das Transparenzregister zügig zu reformieren.
Erdogans Schikanen schaden Erdbebenopfern
Der Deutsche Journalisten-Verband ruft die türkischen Behörden auf, Journalistinnen und Journalisten im Erdbebengebiet ungehindert ihre Berichterstattung fortsetzen zu lassen.
Baerbocks Einsatz gefordert
Der Deutsche Journalisten-Verband gehört zu den Unterzeichnern eines Offenen Briefs an Annalena Baerbock, der den Einsatz der Bundesaußenministerin für die inhaftierten Journalistinnen im Iran fordert.
Faire Honorare gefordert
Der Deutsche Journalisten-Verband unterstützt Aktivitäten von freien Fotografinnen und Fotografen der Deutschen Presse-Agentur, mit denen sie für höhere Honorare bei der dpa kämpfen.
Mehr Zuverdienst möglich, Zuschüsse für freiwillig Versicherte
Neue Regeln bei der Künstlersozialkasse beim Zuverdienst und bei der freiwilligen Krankenversicherung: ein DJV-Tipps für Freie informiert über Änderungen (Download hier).
Schon gewusst?54% der Freien sind weiblich, 96% haben Abitur, 75% einen Hochschulabschluss. Der durchschnittliche Monatsgewinn beträgt 2.180 Euro im Monat. Frauen verdienen 1.895 €, Männer 2.440 €. Quelle: DJV-Umfrage 2014 (djv.de/umfragefreie)
Schon gewusst?54% der Freien sind weiblich, 96% haben Abitur, 75% einen Hochschulabschluss. Der durchschnittliche Monatsgewinn beträgt 2.180 Euro im Monat. Frauen verdienen 1.895 €, Männer 2.440 €. Quelle: DJV-Umfrage 2014 (djv.de/umfragefreie)
Weitere interessante Themen
Selbstverlag
Ihr eigenes Buch machen, also eBook oder Printexemplar, mit vonjournalisten.de
...mehr
DJV, Verband der Freien
Über 15.000 Freie sind Mitglied im DJV. Warum, steht in unserem Flyer.
...mehr