News für Freie
Will Europa mehr für Freie tun?
Sturmtief "Niklas" hält Europa-Lobbyisten nicht von Terminen ab
Renate Schröder von der Europäischen Journalisten-Föderation (EJF, ein Verbund von Journalistenorganisationen, in dem auch der DJV Mitglied ist) und Michael Hirschler vom DJV (als Vertreter der Arbeitsgruppe der Freien innerhalb der EJF) trafen die Politikerin am 31. März 2015 zu einem einstündigen Gespräch im Europäischen Parlament in Brüssel. Der Termin fand trotz eines Bahnstreiks in Belgien und trotz Sturmtief "Niklas" statt, das den Bahnverkehr in Nordrhein-Westfalen lahmlegte - von der Bonner Geschäftsstelle des DJV konnte die europäische Hauptstadt trotz einigem Gegenwind mit dem Auto pünktlich erreicht werden.
Kern des Gesprächs waren die drängenden Probleme in allen europäischen Mitgliedsstaaten. Es gibt erhebliche Lücken bei der sozialen Absicherung, keine echten Verhandlungsmöglichkeiten für Gewerkschaften, in manchen Mitgliedsstaaten dürfen Freie gar nicht in die Gewerkschaft - oder das Kartellamt verbietet die Aufstellung von Honorarvereinbarungen.
Was kann Europa unternehmen? Richtlinien zur Frage, wer als Beschäftigter soziale Rechte haben sollten? Für Jutta Steinruck als Mitglied des Ausschusses für Beschäftigung und Soziales im Europäischen Parlament würde eine solche Forderung von Seiten der Journalistengewerkschaften sicherlich logisch erscheinen. Die Vertreter der Gewerkschaften machten allerdings deutlich, dass die Organisationen in Europa hier unterschiedliche Ansätze verfolgen. Während es in Frankreich ein Gesetz gibt, nach dem freie Mitarbeiter in den Medien als Angestellte zu behandeln sind, wird in Skandinavien hohen Wert darauf gelegt, dass Freie als Selbständige gelten. Gemeinsam ist beiden Konzepten allerdings, dass soziale Sicherheit für Freie in beiden Welten vorhanden sein soll.
Gerade für Freie, die europaweit arbeiten, wird das fehlende Netz zum Problem. Ein Beispiel: Ein französischer Fotograf, der für eine deutsche Bildagentur tätig ist, wurde bei der Revolution in Tunesien durch einen Schuss tödlich verletzt. Seine Familie bekommt aber keine Leistungen. Nach französischem Recht hätte er einen Anspruch gehabt - er hätte als Angestellter gegolten und entsprechend eine Unfallversicherung gehabt. Nach deutschem Recht galt er jedoch als Selbständiger, - diese müssen sich selbst versichern. Vermutlich war dem Fotojournalisten das nicht einmal bekannt, sonst hätte er sich wahrscheinlich auch entsprechend selbst versichert. Nur elf Prozent der Freien und nur 25 Prozent aller freien Bildjournalisten versichern sich jedoch - auf eigene Kosten - gegen Arbeitsunfälle.
Hat Europa Antworten darauf, wie die soziale Sicherheit für Personen aussehen soll, die als Freie arbeiten? Im Gespräch mit Jutta Steinruck zeigte sich, dass diese Frage gerade auch in Zusammenhang mit der "Digitalen Agenda" gesehen wird. Wie soll die Arbeitswelt der Zukunft aussehen, wie wird diese gesetzgeberisch behandelt? Jutta Steinruck findet diese Fragen wichtig und will sich an dieser Debatte beteiligen. Sie überlegt eine parlamentarische Anfrage bei der Kommission, ob die soziale Absicherung der Freien überhaupt systematisch erfasst wird. Sie weist aber auch deutlich darauf hin, dass die Journalistengewerkschaften mit allen Parteien und Vertretern im Parlament in Kontakt treten müssen. Gerade in Osteuropa gebe es sehr viel Skepsis gegenüber sozialpolitischen Initiativen. Eine Einschätzung, die von der EJF-Vertreterin Renate Schröder bestätigt wurde. Die Journalisten-Föderation führe hier viele Seminare durch, um die Organisationen vor Ort zu stärken.
Vorsichtiger Optimismus also nach einem Gespräch mit der Politikerin, die übrigens auch "Botschafterin im Kampf gegen Depressionen" ist, einer Erkrankung, die bekanntlich auch bei Journalisten sehr verbreitet ist und für einen großen Teil der Berufsunfähigkeitserkrankungen von Medienarbeitern verantwortlich ist.
Wie geht es weiter? Die EJF bleibt in Kontakt mit der Politikerin und baut den Kontakt zu ihren Kollegen aus. Die Thematik der sozialen Sicherheit wird auch das Thema eines europaweiten Webinars sein, das am 21. April 2015 stattfinden wird: EFJ webinar on social security for freelance journalists in Europe
M. Hirschler
News für Freie
Neustarthilfe Januar-März 2022 kann jetzt beantragt werden
Die Corona-Krise hat viele Freie hart getroffen - und dauert immer noch an. Daher wird das Programm der Neustarthilfe auch im Frühjahr 2022 fortgesetzt. Bis zu 4.500 Euro können in diesem Hilfsangebot beantragt werden. Für Freie...
Journalisten gehören dazu
Der Deutsche Journalisten-Verband stellt gegenüber Bund und Ländern klar, dass Journalistinnen und Journalisten Teil der kritischen Infrastruktur sind.
Hilfsmaßnahmen werden auch 2022 fortgesetzt
Aufträge werden gecancelt, Events werden abgesagt: Corona trifft die Freien schon wieder in aller Härte. Hier die wichtigsten Informationen dazu in Kürze:
Medienhäuser in der Pflicht
Die Sicherheit von Journalistinnen und Journalisten bei der Berichterstattung muss spürbar verbessert und die Pressefreiheit in vollem Umfang gewährleistet werden.
Regierung weiß nichts
Die amtierende Bundesregierung ist fast schon Geschichte, aber nur fast: Ihr Nichthandeln beim Auskunftsrecht der Medien wirkt in die kommende Legislaturperiode hinein.
Spahn missachtete Pressefreiheit
Der Deutsche Journalisten-Verband begrüßt die Urteilsbegründung des Bundesverwaltungsgerichts vom gestrigen Dienstag zum presserechtlichen Auskunftsanspruch auf Bundesebene (BVerwG 6 A 10.20).
Hilfen für Selbständige bis Jahresende 2021 verlängert
Die Bundesregierung verlängert die Hilfen für Selbständige bis zum Jahresende 2021. Das gilt sowohl für die Neustarthilfe Plus als auch die Überbrückungshilfe Plus. Das bedeutet beispielsweise, dass im Rahmen der Neustarthilfe...
Unterlagen erhalten
Das Bundesverteidigungsministerium hat zugesagt, Unterlagen zum Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr für den Bundestag aufzubewahren. Davon dürften auch Journalisten profitieren.
Transparenz vor der Wahl
Der Deutsche Journalisten-Verband fordert vom Bundesverkehrsministerium noch vor der Bundestagswahl Aufklärung über die sogenannte Dieselaffäre.
Nachvergütungen einfordern
Der Deutsche Journalisten-Verband fordert alle Urheberinnen und Urheber auf, gegenüber ihren Auftraggebern auf Nachvergütung zu pochen, wenn mit ihren Werken unerwartet große Gewinne erzielt werden.
Bescheidene Bilanz
Die Bilanz der schwarz-roten Bundesregierung in der zu Ende gehenden Legislaturperiode fällt für den Journalismus dürftig aus.
Neue Hilfen für Freie
Der DJV informiert in einem aktuellen "Tipps für Freie" über neue Hilfen für Freie angesichts fortdauernder wirtschaftlicher Schwierigkeiten in Zusammenhang mit der Corona-Krise. Link zum DJV-Tipps für Freie (PDF)
Schon gewusst?Wer arbeitet, macht Fehler. Wer viel arbeitet, viele Fehler. Das gilt auch für bestens ausgebildete Journalisten. Doch mit Training und Weiterbildung neben dem Job können auch Profis noch besser werden. Der DJV bietet daher zahlreiche Bildungsangebote, Seminare, Tagungen und auch Online-Kurse ("Webinare").
Schon gewusst?Wer arbeitet, macht Fehler. Wer viel arbeitet, viele Fehler. Das gilt auch für bestens ausgebildete Journalisten. Doch mit Training und Weiterbildung neben dem Job können auch Profis noch besser werden. Der DJV bietet daher zahlreiche Bildungsangebote, Seminare, Tagungen und auch Online-Kurse ("Webinare").
freienblog
Weitere interessante Themen
Selbstverlag
Ihr eigenes Buch machen, also eBook oder Printexemplar, mit vonjournalisten.de
...mehr
DJV, Verband der Freien
Über 15.000 Freie sind Mitglied im DJV. Warum, steht in unserem Flyer.
...mehr