Schweiz
Crowdfundingprojekt R startet mit "Zuckerbergs Monster"
Das Schweizer Crowdfundingprojekt R ist vielversprechend gestartet - mit einem kritischen und vielbeachteten Text über Facebook mit dem Titel "Zuckerbergs Monster".
Der Text von Adrienne Fichter, mit dem R startet, ist überzeugend in seinem Kulturpessimismus und beklemmend. "Facebook war einmal ein soziales Netzwerk", heißt es. Jetzt bedrohe diese Manipulationsmaschine die Demokratie. Zuckerberg sei zwar kein schlechter Mensch, aber werde die Geister nicht mehr los, die er rief. Es folgt eine Art Chronik, wie Facebook immer manipulativer wurde - trotz einer demokratischen Grundgesinnung von Zuckerberg sowie Sheryl Sandberg. Das Facebook-Pendel habe immer weiter nach rechts ausgeschlagen, die Tendenz sei nicht mehr zu stoppen gewesen. "Es ist diese toxische Vermischung von Kommerzstreben und Politik-Wunschdenken, die Fake-News, Propaganda und Manipulationen Tür und Tor öffnete", heißt es. Zuckerberg habe die Welt zu einem besseren Ort machen wollen, aber eine Kommunikationsplattform geschaffen, die zum Manipulationsmonster wurde. Es gebe nur eine Lösung: die Maschine abzuschalten. Dieser Text wird lange im Gedächtnis bleiben. Damit und mit anderen überzeugenden Texten hat R geliefert, was die Abonnenten erwarten. Die Bereitschaft der Crowd, für R, dieses lange vorbereitetete Qualitätsjournalismus-Projekt rund um Constantin Seibt, zu zahlen, war ja größer gewesen, als selbst von den Machern erwartet. Mitglieder zahlen 240 Franken für die Mitgliedschaft im ersten Jahr. Ob der Erfolg von R für die generell wieder wachsende Bereitschaft für guten Journalismus zu zahlen steht, darf zwar bezweifelt werden. Aber auch die Bereitschaft, für solche Ausnahmeprojekte zu zahlen, ist kein schlechtes Zeichen. Cordt Schnibben hat auf Twitter 15 Gründe für den Erfolg und 5 dagegen zusammengetragen. Wenig überraschend nennt er an erster Stelle die Texte und an zweiter die gute Mischung der Themen. Es folgen Layout, IT und Einbindung der Leser und Metaleser, dann der Blick über das Produkt selbst hinaus. Er nennt Hype, Schweizer Medienlandschaft, das im Vorfeld bereit gestellte Geld und die Mitarbeiter, zuletzt darf man schmunzeln, denn es geht darum, dass die Mitarbeiter rauchen. So viel fällt ihm dann nicht ein, wenn er Gründe gegen den Erfolg sucht. Er nennt die Paywall und möglicherweise sich ändernde Lesegewohnheiten, das Arbeiten ohne Newsroom, das viele Rauchen (wieder) sowie Geiz, Dummheit und Ignoranz. Demzufolge müsste eigentlich alles glattlaufen. Warten wir es ab, ob er Recht behält. Ein Kommentar von Eva Werner