Rückblick: DJV-Media-Hour
Tan Caglar über Inklusion, Humor und den richtigen Umgang mit Behinderung

„Geht offensiv mit euren Einschränkungen um.“ Diesen Rat gibt Schauspieler, Comedian und Rollstuhlfahrer Tan Caglar in der dritten Ausgabe der Media Hour des Bundesfachausschusses Chancengleichheit und Diversity (BFACD) im Deutschen Journalisten-Verband (DJV) Menschen mit Behinderung mit, die eine Karriere in den Medien anstreben.
Im April berichtete er im Gespräch mit Moderatorin Lisa Stegner über seine Erfahrungen mit Medien und Öffentlichkeit. Offen, humorvoll und mit pointierten Anekdoten zeigte Caglar, wie wichtig ein bewusster und respektvoller Umgang mit dem Thema Behinderung für Medienschaffende ist.
Besonders kritisch erinnerte er sich an Begegnungen mit der Regenbogenpresse. In einem Fall war eine Veröffentlichung erheblich von dem abgewichen, was im Interview zuvor abgesprochen worden war. Ein solcher Vertrauensbruch sei für ihn symptomatisch für oberflächliche und sensationsgierige Berichterstattung.
Ganz anders laufe es hingegen, wenn Medienschaffende persönliche Bezüge hätten und Erfahrungen mitbrächten. „Wenn da eine eigene Betroffenheit oder Nähe da ist, merkt man das sofort“, so Caglar. Dann entstünden authentische, respektvolle Geschichten, die wirksam zu Aufklärung und Sensibilisierung beitrügen.
Wie sieht aber eine sensible Sprache in Beiträgen aus? Worauf können Medienschaffende bei der Formulierung achten? Tan Caglar ordnete ein, dass der Begriff "Behinderung" für ihn in Ordnung sei. Er verstehe aber die Probleme daran. Sein Wunsch: ein passender, nichtdiskriminierender Begriff. Eine Frage, der sich die Kommuniktionswissenschaft annehmen und die sie mit Vorschlägen begleiten könnte. Bis dahin gehe er selbst eher pragmatisch mit der aktuellen Wortwahl um.
Natürlich ging es in der Media Hour auch um Humor – und die Grenzen dessen. Caglar betonte, dass Humor nie nach unten treten dürfe. „Über eigene Schwächen darf man sehr wohl lachen“, sagte er und unterstrich dies mit einer Anekdote: „Ich werde öfter gefragt, ob ich betrunken Rollstuhl fahren darf. Ich antworte dann: Nach einer entsprechenden Alkoholprobe könnte ich jedenfalls nicht zu Fuß nach Hause gehen.“ Auch im Alltag stoße er auf absurde Situationen, wie etwa die Begegnung mit einem Mountainbiker, der den Preis seines Fahrrades mit dem von Tans Rollstuhl verglich und wissen wollte, ob er diesen ebenfalls mit einem speziellen Schloss gegen Diebstahl sichere. Authentizität und Selbstbewusstsein seien nicht nur im Rampenlicht, sondern auch hinter den Kulissen der Schlüssel zu mehr Teilhabe und Akzeptanz.
Die dritte Media Hour des DJV zeigte eindrucksvoll: Inklusion in den Medien braucht Dialog, Aufklärung – und manchmal auch eine gute Portion Humor.
Harriet Langanke, Fachausschuss Chancengleichheit und Diversity