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DJV-Verhandlungsführer Stefan Endter erklärt die Verhandlungen und den Abschluss
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Tarifabschluss Tageszeitungen 2022

DJV-Verhandlungsführer Stefan Endter informiert

Der DJV hält das Ergebnis für einen angemessenen Kompromiss – stimmt das? Oder haben die Kritiker recht, die von einem schlechten Resultat sprechen?

Um es klar zu sagen: Wir alle hätten uns ein besseres Ergebnis gewünscht – und die Kolleginnen und Kollegen haben selbstredend auch einen noch höheren Gehaltszuwachs verdient!

Aber: Wir sind der festen Überzeugung, dass auf dem Verhandlungsweg kein besseres Ergebnis zu erzielen gewesen ist.

Das Paket sieht neben linearen Gehaltssteigerungen von zusammen 3,5 Prozent und eine steuerfreie Corona-Prämie in Höhe von 500 Euro vor. Diese 500 Euro erhalten auch Volontärinnen und Volontäre. Diese jungen Kolleginnen und Kollegen, die ja auch für die Zukunft unseres Berufes stehen, bekommen in diesem Jahr eine Gehaltserhöhung von 100 Euro und im Jahr 2023 wie die Redakteurinnen und Redakteure auch eine weitere Anhebung um 2,0 Prozent - das ist ein gutes Signal.

Und was wurde für die Freien erreicht?

Die arbeitnehmerähnlichen freien Kolleginnen und Kollegen erhalten ebenfalls eine insgesamt 3,5-prozentige Honorarerhöhung und eine Sonderzahlung.

Ging es bei den Tarifverhandlungen ausschließlich um die Einkommenserhöhungen?

Nein, wir haben außerdem mit den Verlegern den Einstieg in die Flexibilisierung geschafft: Kolleginnen und Kollegen können nun bis zu einem halben monatlichen Tarifgehalt in Freizeit umwandeln.

Kritiker sagen, mit einem Arbeitskampf wäre ein besseres Ergebnis erzielt worden.

Diese Frage haben wir in den DJV-Gremien – insbesondere in der Tarifkommission – intensiv diskutiert. Wir sind, auch durch die Rückmeldungen aus den Redaktionen, zu der Einschätzung gekommen, dass es eine breite Streikbereitschaft derzeit nicht gibt.

Im Übrigen führen Streiks auch nicht automatisch zu besseren Ergebnissen. Auch wenn der jüngste GDL-Abschluss nicht 1:1 übertragbar ist, muss man doch erkennen, dass mehrtägige Wirkungsstreiks den Lokführern nur eine Gehaltserhöhung von insgesamt 3,3 Prozent bei einer Laufzeit von 32 Monaten gebracht haben.

Wäre es nicht dennoch einen Versuch wert gewesen?

Die Kolleginnen und Kollegen sind durch die Corona-Folgen – also Mehrarbeit, Home Office und Homeschooling, massiv belastet. Wir halten es mit Blick auf das Verhandlungsergebnis nicht für sinnvoll, die Redakteurinnen und Redakteure in dieser Lage auch noch zu einem Arbeitskampf mit ungewissem Ausgang aufzurufen. Von den Corona-Beschränkungen gar nicht zu reden.

Dem DJV wird vorgeworfen, er habe kein Geld für Streiks…

Bösartigkeiten kommentiere ich nicht. Nur so viel: Der DJV hat einen gut gefüllten Streikfonds.

Wäre es nicht besser gewesen, mit ver.di zu einem gemeinsamen Ergebnis zu kommen?

Ja, das wäre besser gewesen und das hätten wir uns gewünscht. Schließlich arbeiten DJV und ver.di in vielen Tarifbereichen erfolgreich zusammen. Es gibt aber Situationen, in denen zwei beteiligte Gewerkschaften auch zu einer unterschiedlichen Einschätzung und in der Folge zu unterschiedlichen Positionen kommen können. Die Ver.di-Erfahrungen von 2018 zeigen, dass eine Ablehnung nicht zwingend zu besseren Ergebnissen führt.

Video: DJV-Verhandlungsführer Stefan Endter zum Tarifabschluss Tageszeitungen 2022


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