Deutscher Journalisten-Verband Gewerkschaft der Journalistinnen und Journalisten
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Dossier: Finanzierung

Stiftungen können im Journalismus Impulse geben, Innovationen anstoßen und Experimente ermöglichen. Oder auch einen Beitrag dazu leisten, dass aufwändige, gut recherchierte Geschichten auch ohne großes Verlagshaus im Rücken möglich sind. Mit diesem Dossier wollen der DJV und der Bundesverband Deutscher Stiftungen das Engagement von Stiftungen für guten Journalismus noch weiter voran zu bringen – und Journalistinnen und Journalisten unterstützen, die richtigen (Finanzierungs-)Partner für ihr eigenes Projekt zu finden.

Dr. Christian Humborg, CORRECTIV

"Manche vergessen, dass in den Stiftungen Menschen sitzen, mit denen man reden kann. Natürlich ist Erfolg für beide Seiten super, aber wer innovativ ist, macht auch Fehler und wenn es die Bereitschaft nicht gibt, das zu dulden, gibt es keinen Fortschritt. Glücklicherweise hat sich diese Erkenntnis immer mehr durchgesetzt."
Twitter:@chumborg

Stiftungen für Journalismus: Programme und Projektbeispiele

Rund 120 Stiftungen in Deutschland haben nach Angaben des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen  einen direkten oder indirekten Bezug zur Journalismusförderung. Hier stellen wir je zwei Beispiele aus unterschiedlichen Bereichen vor. Nährere Infos zu den einzelnen Projekten oder  Förderprogrammen sind der Download-Version des Dossiers zu entnehmen.


RECHERCHE

„Kartographen – Stipendien-Programm für JournalistInnen“ von Fleiß und Mut e.V. und der Stiftung Mercator, Essen

Science Media Center Germany – Gesellschafter sind Klaus Tschira Stiftung und Wissenschafts-Pressekonferenz e. V.


BILDUNG

Masterclass Wissenschaftsjournalismus – Robert Bosch Stiftung gemeinsam mit dem Reporter-Forum e.V.

Vor Ort NRW - LfM-Stiftung für Lokaljournalismus


MEDIENKOMPETENZ

Stiftung Lesen

Stiftung MedienKompetenz Forum Südwest (MKFS)

FORSCHUNG / WISSENSCHAFT

Medienpolitische Studien - Otto Brenner Stiftung

Ausschreibung „Wissenschaft und Datenjournalismus“ – VolkswagenStiftung

PREISE

Deutscher Lokaljournalistenpreis – Konrad Adenauer Stiftung

Free Media Awards – ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius, Hamburg, Deutschland / Stiftelsen Fritt Ord, Oslo, Norwegen

INVESTIGATIV

Correctiv – Brost Stiftung

Investigate Europe recherchiert grenzüberschreitend und kollaborativ

VERNETZUNG 

Torial.com – August Schwingenstein Stiftung

Europäisches Zentrum für Presse- und Medienfreiheit – Medienstiftung der Sparkasse Leipzig

INNOVATION

Grow – Stipendien der Schöpflin Stiftung, Lörrach, und von Netzwerk Recherche e.V.

Howard G. Buffett Fund For Women Journalists - International Women's Media Foundation (IWMF)

STIPENDIEN

Reise- und Ausbildungsstipendien - Karl Gerold Stiftung

FAZIT-Stiftung

 

Tabea Grzeszyk, hostwriter.org

"Grundsätzlich lohnt eine gründliche Vorab-Recherche: Mittlerweile gibt es auch viele kleine und regionale Stiftungen in Deutschland und Europa, die Journalismus unterstützen, auf die man ad-hoc vielleicht gar nicht kommen würde. Und je kleiner die Stiftung, desto unbürokratischer und flexibler könnte die Projektförderung ausfallen; ein Segen für die Abrechnung!"
Twitter:
@tabeszyk

Links und Anlaufstellen

Der Bundesverband Deutscher Stiftungen bietet die größte deutsche Datenbank für die Stiftungsrecherche an. Die kostenlose Online-Stiftungssuche umfasst rund 10.000 Stiftungen mit eigener Internetanschrift, die in Deutschland tätig sind. Empfehlenswert für den ersten Einstieg ist die Suche nach Kriterien wie „Journalismus“, aber auch nach konkreteren Begriffen wie zum Beispiel „Medienkompetenz“. Mehr Angaben sind nur im Verzeichnis Deutscher Stiftungen zu finden, das mit über 26.000 Porträts 2017 in der erweiterten 9. Auflage erschienen ist.

Der Bundesverband bietet als Netzwerkpartner des Foundation Centers darüber hinaus die Möglichkeit zur Recherche nach Stiftungen, Stiftern und Förderungen US-amerikanischer Stiftungen an

Hintergrundinfos und Ansprechpartner - auch und gerade für Stifter, die Journalismus fördern möchten, vermittelt der Expertenkreise Qualitätsjournalismus im Bundesverband Deutscher Stiftungen

Wer selbst eine Stiftung gründen möchte, kommt an den staatlichen Aufsichtsbehörden nicht vorbei

Journalistinnen und Journalisten, die zum Thema recherchieren oder Stifter, die sich im Bereich Journalismus engagieren möchten können sich beim Bundesverband Deutscher Stiftungen in Berlin persönlich melden. Sie erhalten dort einen Zugang zum hauseigenen Recherchesystem und / oder inidividuelle Beratung.

Weiterführende Infos zu allen genannten Themen wie Fundraising, Stiftungsgründung u.v.a.m. finden Sie auch in den Publikationen des Bundesverbandes

Diverse Infos und News zum Thema finden sich auch bei Netzwerk Recherche unter

Dr. Leif Kramp, VOCER

"Im Mittelpunkt einer Zusammenarbeit mit Stiftungen steht vor allem zweierlei: Zum Einen sind formale Aspekte wie ein korrekter Verwendungsnachweis und das Berichtswesen einzuhalten, zum Anderen achten viele Stiftungen vor allem auf qualitative Erfolge der geförderten Projekte im Gegensatz zu quantitativen Maßstäben wie hohe Klickzahlen."
Twitter: @leifkramp

Die richtige Stiftung finden — Tipps von Stephanie Reuter (Augstein Stiftung)

Stephanie Reuter ist seit 2011 Geschäftsführerin der Rudolf Augstein Stiftung. Zuvor leitete die studierte Journalistin (Diplom) und Kulturmanagerin (Master) die Geschäftsstelle des Instituts für Kultur- und Medienmanagement an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg. Im Stiftungssektor ist die Alumna der Studienstiftung des deutschen Volkes seit 2008 tätig, unter anderem bei der Robert Bosch Stiftung und bei der Stiftung Zollverein. Im journalistischen Feld absolvierte sie nach einem Verlagsvolontariat Hospitanzen bei der dpa, beim ZDF und beim SWR.

Twitter: @steph_reuter
E-Mail: stephanie.reuter@rudolf-augstein-stiftung.de

 

Wie finde ich die passende Stiftung? Worauf muss ich bei der Antragstellung achten? Und welche Kriterien sind ausschlaggebend für eine Förderung?

Diese Fragen begleiten mich täglich. Doch es gibt leider keine allgemeingültigen Antworten. Die Stiftungslandschaft ist genauso heterogen wie die Vorhaben, die uns erreichen. Die gute Nachricht: Durch ihre wirtschaftliche und politische Unabhängigkeit verfügen Stiftungen über große Handlungsspielräume. Dass sich Stiftungen künftig verstärkt für journalistische Vorhaben einsetzen, dafür engagieren wir uns im Expertenkreis Stiftungen und Qualitätsjournalismus – helfen Sie uns mit guten Projektideen!

Vor dem Antrag: klare Projektvorstellung

Bei Stiftungen ist es wie in der Redaktionskonferenz: Wer überzeugen möchte, sollte vorbereitet sein. Vor der Suche nach dem passenden Partner stehen daher folgende Fragen:

Ziel: Was wollen Sie erreichen?

Zielgruppe: An wen richten Sie sich?

Bedarfsanalyse: Welchem Bedarf begegnet Ihr Projekt? Welche Angebote gibt es bereits und inwiefern ist Ihr Vorhaben eine Ergänzung oder gar innovativ?

Kosten- und Finanzierungsplan: Welche Kosten fallen an? Gehen Sie soweit möglich auf Mindestanforderungen und die aus Ihrer Sicht beste Lösung ein, benennen Sie eine konkrete Fördersumme und bitte: Kalkulieren Sie realistisch. Das schafft Vertrauen.

Zeitplan: Wann beziehungsweise in welchem Zeitraum soll das Projekt verwirklicht werden?

Projektverantwortliche: Wer ist beteiligt? Welche Erfahrungen und Kompetenzen liegen vor? Nennen Sie Referenzprojekte und deren Erfolge.


Via Datenbank durchs Stiftungsdickicht

In welcher geografischen Region sich eine Stiftung welcher Zwecke annimmt und ob sie diese selbst verwirklicht (operativ tätige Stiftung), oder ob sie sich über einen Antrag von Ihnen freut (Förderstiftung), finden Sie mittels einer Stiftungsdatenbank heraus – jedenfalls grob. Die umfangreichste Datenbank pflegt der Bundesverband deutscher Stiftungen.

Doch wundern Sie sich nicht: Journalismus ist qua Abgabenordnung nicht als gemeinnützig anerkannt. Deshalb finden Sie diesen Begriff auch nur in wenigen Stiftungssatzungen. Die meisten Stiftungen, die journalistische Projekte unterstützen, tun dies unter den Zwecken Bildung (Rudolf Augstein Stiftung), Wissenschaft (Volkswagenstiftung) oder auch Völkerverständigung (Robert Bosch Stiftung). Das ist eine Chance – so können sehr viel mehr als die aktuell rund 120 journalismusfördernden Stiftungen für eine Förderung in Frage kommen.

Es gibt also vier Kategorien, die bei der Suche besonders relevant sind:

1. Operativ versus fördernd: Ist die Stiftung offen für Anträge Dritter?

2. Geografisch: In welcher Region engagiert sich die Stiftung? Lokal, regional, bundesweit oder gar international?

3. Thematisch: Wie lässt sich das Projekt thematisch fassen? Planen Sie beispielsweise ein Projekt zum Klimawandel, so könnte eine Stiftung passen, deren Satzungszweck der Umweltschutz ist.

4. Journalismus: Einige Stiftungen engagieren sich bereits seit Jahren im journalistischen Feld – die Website des Expertenkreises präsentiert einige Akteure sortiert nach Kategorien wie Recherche, Vernetzung oder Medienkompetenz.


Auswahl eingrenzen und Kontakt aufnehmen

Die Datenbanksuche ermöglicht einen ersten Überblick – jetzt geht es um die Details. Prüfen Sie, ob Ihr Projekt zu den auf der jeweiligen Stiftungs-Website genannten Förderschwerpunkten und -richtlinien passt und welche Projekte die Stiftung in letzter Zeit gefördert hat. Eruieren Sie auch, wer der richtige Ansprechpartner für Ihr Anliegen ist und was Sie bei der Antragstellung beachten müssen (zum Beispiel Voranfrage oder Antrag, Formulare oder frei, Einreichfristen, Fördergrenzen).

Sie werden bemerken, dass es große Unterschiede gibt: Große Stiftungen haben meist sehr professionell gestaltete Internetauftritte, die alle Fragen beantworten; kleinere Organisationen sind häufig zurückhaltender – das ist oft eine Ressourcenfrage. Doch gleich wie: Bei allen lohnt es sich, vor der Antragstellung persönlichen Kontakt herzustellen um herauszufinden, ob Ihr Vorhaben in der angedachten Form grundsätzlich Aussicht auf Förderung hat. Falls nicht, kann Ihnen die jeweilige Ansprechpartnerin vielleicht einen Tipp geben, bei welcher anderen Stiftung das Vorhaben passen könnte. Nutzen Sie diese Chance!

Bitte keine Antragslyrik!     

Schreiben Sie präzise, auf die jeweilige Stiftung zugeschnittene Anträge. Gehen Sie darauf ein, weswegen Ihr Projekt unbedingt realisiert werden sollte und zum Stiftungszweck passt. Die Relevanz muss deutlich werden. Und – klingt profan, ist aber wichtig – holen Sie frühzeitig Feedback ein. Denn gleich, ob es um Orthografie oder Schlüssigkeit geht: Ein Blick von außen schadet nie.

Bitten Sie um eine Eingangsbestätigung und fragen Sie nach der voraussichtlichen Bearbeitungszeit; denn diese kann stark variieren – von wenigen Tagen bis zu mehreren Monaten.

Auf gute Zusammenarbeit – die Kommunikation ist entscheidend

Förderstiftungen sind nur erfolgreich, wenn es Ihre Projektpartner sind. Daher wünschen die meisten Stiftungen, über Fortschritte, aber auch über Anpassungen oder Probleme informiert zu werden. Klären Sie daher vor Projektbeginn, wie eng der Austausch sein soll und verständigen Sie sich über Erfolgskriterien und den Abschlussbericht.

Das Wichtigste zum Schluss: Kommunizieren Sie offen. Auch wenn ein Projekt scheitert, kann die Förderung für die Stiftung gewinnbringend sein. Die meisten Stiftungen verstehen sich als lernende Organisationen. Sie möchten künftige Antragsteller von den Erfahrungen bisheriger Projektpartner profitieren lassen. Viele Stiftungen sehen sich zudem als Impulsgeber mit Risikokapital – doch nicht alle Experimente können glücken. Bei einer Partnerschaft auf Augenhöhe schließt dies Anschlussförderungen nicht aus. Viel Erfolg!

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