Deutscher Journalisten-Verband Gewerkschaft der Journalistinnen und Journalisten
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Arbeitszeiterfassung in Redaktionen

Der Deutsche Journalisten-Verband setzt sich für eine flächendeckende Erfassung der Arbeitszeit von Journalistinnen und Journalisten, insbesondere in den Redaktionen der Zeitungs- und Zeitschriftenverlage ein.

Praxisbeispiel: Bremer Tageszeitungen AG

Arbeitszeiterfassung Redakteure bei der Bremer Tageszeitungen AG


Bei der Bremer Tageszeitungen AG (BTAG), die Weser-Kurier und Bremer Nachrichten herausgibt, erfassen die Redakteurinnen und Redakteure auf der Grundlage einer  Betriebsvereinbarung täglich ihre Arbeitszeit. Dies geschieht über eine persönliche Excel-Tabelle, in die jede(r) Redakteur(in) täglich Anfang und Ende der Arbeitszeit sowie Pausenzeiten einträgt. Am Monatsende wird die Überstundenzahl ausgewiesen, die dann automatisch auf den nächsten Monat übertragen wird. Das Monatsblatt druckt jede(r) Redakteur(in) aus, unterschreibt es und legt es seinem Vorgesetzten zur Unterschrift vor. Der Ausdruck geht dann in die Personalabteilung, die anhand der Aufzeichnungen die Sonntagszuschläge berechnet. In der Personalabteilung werden die Monatszettel schließlich archiviert. Der Betriebsrat kann jederzeit die Aufzeichnungen einsehen und so Kenntnis über die Überstundenzahl der Kollegen und Kolleginnen erhalten.

Diese schon recht bequeme (und für den Betriebsrat übersichtliche) Art der Arbeitszeiterfassung musste allerdings über Monate erstritten werden. Begonnen hatte es im Jahre 2012, als der Betriebsrat – nach wiederholten Beschwerden von Redakteurinnen und Redakteuren über immense Überstunden – vom Arbeitgeber einen Nachweis über die Zahl dieser Überstunden verlangte. Da der Arbeitgeber dies nicht konnte und auch eine Arbeitszeiterfassung für Redakteurinnen und Redakteure ablehnte, wurde am Ende mit Hilfe des  Arbeitsgerichts eine Einigungsstelle eingesetzt. In der Einigungsstelle musste sich der Vorstand belehren lassen, dass er aufgrund des Arbeitszeitgesetzes die Arbeitszeit zu erfassen habe, um  Überstunden dokumentieren zu können.  
Um diesem Anspruch nachzukommen, gleichzeitig aber die Redakteurinnen und Redakteure von einer Arbeitszeiterfassung doch noch abzubringen, verlangte der Vorstand daraufhin von jeder(m) Redakteur(in), täglich einen Arbeitszettel auszufüllen – auch für Urlaubs-, Krankheits- und freie Tage. Die Redakteurinnen und Redakteure ließen sich durch diese umständliche Arbeitszeiterfassung allerdings nicht zermürben. Täglich wanderten 100 Zettel auf diese Weise in die Personalabteilung, die mit dem Wust an Papier total überfordert war. Die Arbeitszettel wurden wahllos in Kartons geworfen. Als der Betriebsrat  erneut den Nachweis über mögliche Überstunden einforderte, war dies wiederum nicht möglich. Das nächste Beschlussverfahren vor dem Arbeitsgericht drohte.
Bevor es soweit kam,  hatte es im Vorstand personelle Veränderungen gegeben. Die neuen Verantwortlichen zeigten sich einsichtig, wollten ein Gerichtsverfahren vermeiden, obwohl auch sie nicht wirklich erfreut sind über eine  Arbeitszeiterfassung in der  Redaktion.  Die Arbeitszettel wurden abgeschafft und  die Lösung einer Excel-Tabelle gefunden. Mit dieser Form der Erfassung sind die Redakteure und Redakteurinnen sehr zufrieden. Ein einfaches System, in dem keine Überstunde mehr verloren geht oder verschenkt wird.


Für Rückfragen steht beim Betriebsrat der BTAG die Betriebsratsvorsitzende Ruth Gerbracht (Tel. 0421/3671-2620; E-Mail: betriebsrat@weser-kurier.de) zur Verfügung.

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