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Google News

Konzern zeigt die Keule

22.11.2018

Gehört Google News in Europa bald der Vergangenheit an? Im Streit um das europäische Urheberrecht droht der Datenkonzern mit der Abschaltung. Google kann sich das leisten, das Image ist eh desolat.

Kern des Streits ist die geplante Einführung eines europaweiten Leistungsschutzrechts für Presseverlage. Geht es nach der Europäischen Union, soll der Konzern in Zukunft dafür zahlen, dass er Medienberichte nutzt, die in den Online-Portalen der Zeitungen erschienen sind. Ohne diese Möglichkeit wäre Google News als Gratisangebot für die Nutzer tot. Werbeeinnahmen erzielt der Konzern damit nicht. Die gewonnenen Daten der Nutzer sind offenbar nicht so wertvoll, dass Google News nicht verzichtbar wäre. Anders ist der Vorstoß von Richard Gingras aus der Führungsetage des Konzerns im britischen "Guardian" nicht zu erklären. Im Zusammenhang mit der Einführung eines Leistungsschutzrechts ließ er durchblicken, dass Google News abgeschaltet werden könnte. Das sei zwar "nicht wünschenswert", aber das Unternehmen sei tief besorgt über die aktuellen Vorschläge zur Kompensation von Verlagen. Damit war die Keule aus dem Sack. Drohgebärden als Teil des politischen Lobbyings mögen in den USA Konjunktur haben, in Brüssel kommen sie nicht gut an. Hier wird eher mit dem Filetbesteck gearbeitet. Google scheint das herzlich gleichgültig zu sein. Das kann sich der Konzern leisten: Nicht erst seit Erscheinen des Romans "Der Circle" von Dave Eggers liegt Googles Image am Boden. Als "Datenkrake" ist das Unternehmen hierzulande bei Entscheidern und Meinungsbildnern verschrien. Für die Kritiker passt Gingras' Drohung daher ins Bild. Ein Einlenken von Google hätten sie nicht erwartet. Und die Presseverlage? Zusätzliche Einnahmen aus einem Leistungsschutzrecht gibt es für sie bisher nicht. Wenn da nur die Klicks als Werbewährung nicht wären: Viele User gelangen von Google News aus auf die Seiten der Verlage. Ohne den Dienst wird es eng. Ein Kommentar von Hendrik Zörner
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