Deutscher Journalisten-Verband Gewerkschaft der Journalistinnen und Journalisten

Pressemitteilungen

Misslungene Krisenkommunikation

Reif für Gurke des Jahres

27.10.2021

An Journalistenpreisen besteht kein Mangel. Weil es schon so viele sind, werden sie kaum noch zur Kenntnis genommen. Wie wäre es mal mit einem Preis für die misslungenste Krisenkommunikation?

Gurke des Jahres. Foto: Jürgen Moers

Vorbei sind die Zeiten, da die Nachricht von einem neuen Journalistenpreis eine Schlagzeile wert war. Inzwischen gehen die einzelnen Auszeichnungen in der Masse unter. Den Nutzen haben nur noch die Preisträger, wenn es wenigstens was zu gewinnen gibt. Dabei besteht kein Mangel an gedruckten oder gesendeten Nachrichten, ganz im Gegenteil. Die Zahl der Skandale und Affären scheint auch nicht zurückzugehen.
Wer hartnäckige Rechercheure im Nacken sitzen hat, kann auf die breite Palette der Dienstleistungen von PR-Agenturen, Fachleuten und Kommunikationsberatern zurückgreifen. Und natürlich auf Fachanwälte, die sich darauf spezialisiert haben, Journalisten und ihre Medien nach Strich und Faden zu piesacken, wenn sie Licht ins Dunkel von Vorgängen bringen wollen, die weiter im Verborgenen schlummern sollen.
Aber so erfolgreich scheinen die teuer bezahlten Dienstleistungen nicht immer zu sein, wovon in diesen Tagen der österreichische Ex-Bundeskanzler Sebastian Kurz und seine Entourage ein Lied singen können.
Doch so weit müssen wir gar nicht reisen. In Berlin sind bald zwei Politiker keine Minister mehr, die mit einer zuweilen skurrilen Mischung aus Druck und Tricksereien kritische Berichterstattung verhindern wollten: Jens Spahn, dem Recherchen über seine privaten Immobiliengeschäfte mächtig gegen den Strich gingen, und Andreas Scheuer, der vor den Aktenbergen zur Mautaffäre sein Sonnyboy-Image verblassen sah. Das wird noch getoppt von den kommunikativen "Erfolgen" der Verleger Dirk Ippen und Mathias Döpfner in der Reichelt-Affäre.
Solche negativen Glanzleistungen sind es doch eigentlich wert, in Erinnerung zu bleiben. Also warum nicht statt des hundertsten Journalistenpreises eine Auszeichnung für die missratenste Krisenkommunikation ausloben? Vielleicht als "Gurke des Jahres"? Da fehlen nur noch die Sponsoren.
Ein Kommentar von Hendrik Zörner

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