Deutscher Journalisten-Verband Gewerkschaft der Journalistinnen und Journalisten

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Regierungs-PR

Als Bodyguard unterwegs

18.07.2023

Regierungssprecher Steffen Hebestreit will im "Zeit"-Podcast etwas klarstellen - und macht alles noch viel schlimmer. Warum versteht der Mann seinen Job eigentlich nicht als Dienstleistung für Journalisten?

Steffen Hebestreit: Körpereinsatz. Foto: Bundesregierung

Von kleinem Wuchs war kein Regierungssprecher der letzten Jahre: die beiden Merkel-Sprecher Ulrich Wilhelm und Steffen Seibert nicht. Ihr Nachfolger Steffen Hebestreit erst recht nicht. Seine Körpergröße kommt erst so richtig zur Geltung, wenn er neben seinem Chef, Bundeskanzler Olaf Scholz, steht.
Warum solche Eigenschaften, Nebensächlichkeiten im Politikbetrieb, hier eine Rolle spielen? Weil es Hebestreits Körpergröße war, mit der er 2020 ein Fernsehinterview von Panorama mit Olaf Scholz beendete. Als ihm die Reporterfrage nicht gefiel, stellte er sich wie ein Bodyguard zwischen den Fragesteller und seinen Chef - Ende eines Interviews. Dass Steffen Hebestreit nicht davor zurückscheut, Scholz von ungebetenen Fragestellern abzuschirmen, ist spätestens seit dem Buch "Die Akte Scholz" von Oliver Schröm bekannt. Indes: Das macht es nicht besser.
Im Podcast der "Zeit" sah sich der Regierungssprecher jetzt bemüßigt, die Interviewunterbrechung zu erklären. Das Team habe sich nicht an Absprachen gehalten, behauptet er. Dann stellt sich heraus, dass er das Panorama-Team offenbar mit einem anderen NDR-Team verwechselt habe. In den Fragen, mit denen er und sein Chef nicht rechneten, sah er einen "Regelverstoß". Mit dieser Sichtweise ist er allein, denn es gehört zu den Aufgaben des Journalismus, zu fragen. Angemeldete Fragen mag es vielleicht bei den Pressekonferenzen eines Wladimir Putin geben. Zum Umgang zwischen Journalisten und Politikern in der deutschen Demokratie passen sie jedenfalls nicht.
Der NDR stellt dankenswerterweise auf seinen Seiten die Sicht der Panorama-Redaktion gegen die des Regierungssprechers. Das sollte jeder lesen, der die Qualität der Regierungs-PR unter Olaf Scholz bewerten will.
Ein Kommentar von Hendrik Zörner
 


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