Deutscher Journalisten-Verband Gewerkschaft der Journalistinnen und Journalisten

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Frank Überall

Der Wanderprediger geht

03.11.2023

Nach acht Jahren gibt Frank Überall den Vorsitz im Deutschen Journalisten-Verband ab. - Ein Rückblick von Hendrik Zörner.

Frank Überall.

Ich erinnere mich noch gut an die erste Pressekonferenz des damals neu gewählten DJV-Bundesvorsitzenden Frank Überall. Wir hatten die Journalistinnen und Journalisten nach Erfurt eingeladen. Das Thema waren Behinderungen der Berichterstattung, wie sie bei Demonstrationen durch Pegida-Anhänger vorkamen. Ungefähr ein Dutzend Journalisten waren da und Frank Überall erzählte ihnen, warum Übergriffe in welcher Form auch immer gegen Berichterstatter völlig inakzeptabel sind. Durch die Fragen der Kollegen wurde aus der Pressekonferenz ein Gespräch unter Journalisten, von gleich zu gleich. Die Berichterstattung war umfangreich und wohlwollend - für den DJV ein voller Erfolg.
Als Frank Überall 2015 Bundesvorsitzender wurde, hatte er schon vier Jahre Vorstandsluft geschnuppert. Den DJV kannte er aus der Innensicht bereits ziemlich gut. Vom ersten Tag an war er kein Vorsitzender, dem sein Pressesprecher aufs Pferd helfen musste. Das machte die Zusammenarbeit unkompliziert. Und er kannte das Gesetz der Geschwindigkeit: Auf Presseanfragen schnell antworten, für Interviews und O-Töne zur Verfügung stehen, egal wann und wo. Im Interview mit dem Tagesspiegel zu seinem Abschied nannte er sich selbst deshalb aus gutem Grund einen "Wanderprediger des Journalismus". Ob es die Pressefreiheit in Deutschland oder in der Türkei nach dem Putschversuch war, die Warnstreiks bei Verlagen und Rundfunksendern zur Durchsetzung fairer Tarifverträge, der Protest vor russischen Botschaftseinrichtungen nach Beginn des Ukrainekriegs oder Forderungen an die Bundespolitik: Frank Überall arbeitete sich in Windeseile in die Themen ein und sorgte dafür, dass die Stimme des DJV wahrgenommen wurde. Der Preis dafür waren ausgefüllte Tage, auch an den Wochenenden, massive Einbußen an Freizeit. Denn der Vorsitz von Deutschlands größter Journalistenorganisation ist ein Ehrenamt - Prinzip Selbstausbeutung. Für sein Engagement, für seine Ideen, für seine Dauerverfügbarkeit gebühren ihm Dank, Anerkennung und Respekt!
Es sind große Fußstapfen, in die sein Nachfolger tritt. Und es sind nach wie vor große Herausforderungen, die auf den DJV-Vorsitzenden zukommen. Denn die Situation des Journalismus und der Journalistinnen und Journalisten ist nicht einfacher geworden. Der DJV-Verbandstag in Magdeburg wird vom 5. bis 7. November Weichen stellen.
Ein Kommentar von Hendrik Zörner
 


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