Deutscher Journalisten-Verband Gewerkschaft der Journalistinnen und Journalisten

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Terrorprozess in Frankreich

Je suis Charlie!

02.09.2020

Vor mehr als fünf Jahren überfielen islamistische Terroristen die Satirezeitung Charlie Hebdo in Paris. Heute beginnt der Prozess – und die Mohammed-Karikaturen kommen noch einmal auf die Titelseite.

Bei dem Anschlag auf Charlie Hebdo starben elf Menschen, darunter bekannte Karikaturisten sowie der Redaktionsleiter von Charlie Hebdo. Das Attentat am 7. Januar 2015 war ein furchtbarer Angriff auf die Presse- und Meinungsfreiheit. Zwei Tage später folgte ein antisemitisch motivierter Überfall auf den jüdischen Lebensmittelladen Hyper Cacher.

Insgesamt starben 17 Menschen, auch die drei Terroristen wurden bei der Verfolgung von der Polizei getötet. Vor Gericht stehen ab heute elf ihrer mutmaßlichen Helfer, gegen weitere drei wird in Abwesenheit verhandelt. Sie sollen den Mördern Waffen, Sprengstoff und anderes Material beschafft sowie bei der Vorbereitung der Attentate geholfen haben.

Die Verhandlungen sollen vom 2. September bis 10. November dauern. Sie finden unter strengen Sicherheitsmaßnahmen statt und werden wegen ihrer historischen Tragweite aufgezeichnet. Vorerst wird die Aufnahmen aber wohl niemand zu sehen bekommen, sie sind nur für die Archive bestimmt. Erst in 50 Jahren sollen sie der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Es ist zu hoffen, dass der Prozess die Hintergründe und Hintermänner der Taten aufdeckt und dazu beiträgt zu verstehen, wie sich junge Menschen mitten in Europa so furchtbar radikalisieren konnten, wie sie zu derart mörderischen Feinden der Demokratie, der Menschlichkeit und der Meinungsfreiheit wurden.

Der Terroranschlag galt der Pressefreiheit und traf die Menschen bei Charlie Hebdo. Doch die Redaktion lässt sich nicht unterkriegen: Die Mohammed-Karikaturen, die möglicherweise der Anlass für den Anschlag waren, kommen zum Prozessauftakt nochmal auf die Titelseite, mit der Schlagzeile: „Das alles deswegen?“. Die Zeitung wird die Gerichtsverhandlung als Nebenklägerin außerdem intensiv verfolgen. „Wir werden niemals kuschen. Wir werden niemals aufgeben“, sagte Herausgeber und Karikaturist Laurent Sourisseau alias Riss.

Eine bewundernswerte und mutige Haltung. Je suis Charlie!
 

 Ein Kommentar von Paul Eschenhagen


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