Deutscher Journalisten-Verband Gewerkschaft der Journalistinnen und Journalisten

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Mathias Döpfner

Goliath gegen David

11.07.2023

Glaubt man dem Spiegel, will Springer-Chef Mathias Döpfner juristisch gegen das Portal Medieninsider vorgehen. Der Grund: ein Bericht über die Feier seines 60. Geburtstags.

Mathias Döpfner: Geburtstag Privatsache. Foto: Axel Springer

Ein großes Medienthema war der runde Geburtstag des Springer-Chefs nicht. Das war offensichtlich auch nicht im Interesse von Mathias Döpfner. Seine Geburtstagsparty im italienischen Lucca fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Noch nicht einmal seine Leute von BILD waren mit Kamera, Smartphone  und Diktiergerät zugegen. Dabei hätte es jede Menge Stoff gegeben. Sie hätten sich darüber auslassen können, ob der 60-Jährige mit Partygast Elon Musk Pläne für Twitter schmiedet oder die Wunden über die kritischen Veröffentlichungen zu seinen Kontaktversuchen gegenüber Musk vor ein paar Jahren leckte. Und was Döpfner mit Netflix-Chef Reed Hastings zu bequatschen hatte, wäre auch Medienthema gewesen. Und wer weiß, welche prominenten Gesichter noch alle in Lucca zugegen waren.
Das klatschgewohnte Publikum ging leer aus. Döpfner legte Wert auf Privatsphäre. Dennoch gelang es Journalisten des Portals Medieninsider und der Financial Times dennoch, ein paar Informationen aufzuschnappen. Schon vor der Veröffentlichung ihrer Geschichten erfuhren sie, dass Ärger drohte. Denn per Anwalt ließ der Springer-Chef mitteilen, dass die Party Privatsache war und deshalb nicht Gegenstand von Berichterstattung sein dürfte. Veröffentlicht wurde trotzdem - und jetzt hat Medininsider den Ärger am Hals. Wie der Spiegel berichtet, wurde das Portal aufgefordert, den Artikel von der Seite zu nehmen und eine Unterlassungserklärung abzugeben. Gegenüber der Financial Times sollen rechtliche Schritte unterblieben sein.
Da drängt sich die Frage auf, ob Mathias Döpfner einem für ihn persönlich und für Springer lästigen Portal mal zeigen will, wo der Hammer hängt. Denn Medieninsider bringt seit Langem immer wieder Insiderberichte aus der Springer-Welt. Ebenfalls dort zu lesen ist die "Akte Julian Reichelt" mit vielen unappetitlichen Details über die Auseinandersetzung zwischen dem Ex-BILD-Chef und dem Verlag.
Dass es kein geringerer als Mathias Döpfner war, der als BDZV-Präsident flammende Reden für die Pressefreiheit hielt, scheint das Geburtagskind vergessen zu haben.
Ein Kommentar von Hendrik Zörner

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