Deutscher Journalisten-Verband Gewerkschaft der Journalistinnen und Journalisten

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World Whistleblowers Day

Kein Grund zum Feiern

23.06.2023

Heute ist der Welttag der Hinweisgeber. Oder sollte es besser Gedenktag heißen? Whistleblower haben keinen Grund zum Feiern.

Whistleblower: weitgehend allein. Foto: Danijelala

Dass Whistleblower unverzichtbar sind für die Aufdeckung von Skandalen und Affären - diese Erkenntnis ist fast so alt wie der Journalismus. Ohne den Whistleblower Deep Throat wäre der Einbruch in die Wahlkampfzentrale der Demokraten in Washington nicht mehr als eine Meldung im Polizeibericht gewesen, um nur ein Beispiel von unzähligen anderen zu nennen.
Keine Frage: Whistleblower leben gefährlich. Denn wer etwas zu verbergen hat, kann kein Interesse an der Aufklärung haben. Ob bei Behörden oder in Unternehmen: Wenn die Schlagzeilen gedruckt sind, dreht sich alles um die Frage: Von wem hatten die Journalisten das?
Um die Kriminalisierung und die Benachteiligung von Hinweisgebern zu beenden, hat die Europäische Union vor Jahren eine Richtlinie zu deren Schutz erlassen. Deutschland hat sich viel zu lange Zeit mit der Umsetzung in nationales Recht gelassen, das Thema auf die lange Bank geschoben. In einer Woche tritt nun das Hinweisgeberschutzgesetz in Kraft. Das größte Manko: Es trägt die weiten Teilen die Handschrift der Wirtschaft, für die Whistleblowing ein rotes Tuch ist.
Journalisten und ihre Hinweisgeber bekommen ein Gesetz an die Hand, das nicht viel bringen wird. Den Schutz der Whistleblower müssen auch weiterhin die Redaktionen organisieren. Auf den Staat können sie dabei nicht hoffen.
Ein Kommentar von Hendrik Zörner

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