Deutscher Journalisten-Verband Gewerkschaft der Journalistinnen und Journalisten

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Belarus

Streik im Rundfunk für ehrliche Nachrichten

17.08.2020

Wir dokumentieren hier auszugsweise einen aktuellen Bericht der belarussischen Onlinezeitung tut.by (Autoren: Jelena Tokajewa /  Елена Толкачева und Ljubow Kasperowitsch / Любовь Касперович): (Übersetzung, ausführlicheres Orginal auf Russisch hier abrufbar)

„Das, was der Staat mit meinen Freunden gemacht hat, kann ich nicht ihm nicht verzeihen.“ Die Mitarbeiter von BelTeleRadiogesellschaft sowie der Sender ONT und STV streiken.

Am Montagmorgen traten die Mitarbeiter des staatlichen Rundfunkhauses BelTeleRadiogesellschaft vor dem Gebäude in den Streik. Vorher unterschrieben sie eine Erkärung, die sich an Iwan Eismont, den Direktor der Gesellschaft, wendet. In ihr wird gefordert, die Unwirksamkeit der Wahlergebnisse anzuerkennen, außerdem die Absetzung des Leiters der Wahlkommission Lydia Ermoschnia, die Freilassung der politischen Häftlinge und das Ende der Zensur in den Massenmedien. Die Erklärung wurde bislang von 55 Menschen unterschrieben. In der Gesellschaft arbeiten 1.500 Personen. Ebenfalls in den Streik traten die Mitarbeiter der Fernsehsender ONT und STV.

In den Streik traten diejenigen, die heute arbeiten sollen: Regisseure, Sendetechnniker. Ebenfalls kamen diejenigen, die in der letzten Woche bereits selbst gekündigt hatten. Sie zeigen Plakate mit der Aufschrift: „Ich/wir für ehrliche Nachrichten!.

Wie die Mitarbeiter im Chat erzählten, handelt es sich insgesamt um rund 600 Personen. Ob alle heute in den Streik treten werden, ist unbekannt.

- Ich werde sogar heute gar nicht rein gehen, es gibt dort nichts zu tun, sagte der Regisseur Wjatscheslaw. Seine Kollegen fragen ständig, wie es ihm geht. Wjatscheslaw wurde am 11. August von der Sonderpolizeitruppe OMON verhaftet, als er einfach auf dem Rad durch die Stadt fuhr. Vierundzwanzig Stunden verbrachte er im polizeilichen Gewahrsam. „Das Lustigste daran ist, dass ich selbst eine Sendung über die Polizei produziere“, sagt Wjatscheslaw.
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Um 9.45 Uhr kam einer der Techniker aus dem Gebäude und übergab die Worte von Iwan Eismont, dass alle, denen irgendetwas nicht gefällt, im Laufe des Tages kündigen können. Die versammelten Arbeiter skandieren: „Kündige (selbst)!“ Ein Techniker, der aus dem Treffen mit Eismont kommt, sagte, dass niemand vorhat zu kündigen und die Mitarbeiter jeden Tag sich jeden Tag beim Gebäude der BelTeleRadiogesellschaft sammeln werden, aber auf Reportage würde niemand gehen.
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Aus dem Studio, in dem Iwan Eismont die Gespräche mit den Technikern führt, kamen Neuigkeiten: allen Techniker haben sie eine Stunde gegeben, damit sie entscheiden könnten, ob sie weiter arbeiten wollen oder nicht. Außerdem gehen genau zu dieser Zeit viele Mitarbeiter durch das Gebäude mit Arbeitsbescheinigungen – gekündigt.
- Eine Stunde ist uns zu wenig, wir werden hier stehen, solange wie es notwendig ist, und selbst entscheiden, ob wir kündigen oder nicht, wir gehen nicht weg, erklärten die Mitarbeiter.
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