Deutscher Journalisten-Verband Gewerkschaft der Journalistinnen und Journalisten

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Verlag Gruner + Jahr hat Angst vor der Veröffentlichung seines Knebelvertrags: "Geschäftsgeheimnis"

13.06.2013

Lasst Euch knebeln und redet gefälligst nicht darüber, meint das Medienhaus


Der Verlag Gruner + Jahr verschickt derzeit an zahlreiche freie Mitarbeiter einen Knebelvertrag, der unter anderem vorsieht, dass Bildnutzungen von zahlreichen Zeitschriften mit einem einzigen Honorar abgegolten sind. Argument: Es handele sich um "Markenfamilien". So sollen etwa so unterschiedliche Zeitschriften wie "Capital" und "Business Punk" zu einer solchen "Markenfamilie" gehören. Das "Capital" als Punk - die Redakteure der Blätter werden es sicherlich gerne hören. Nur außerhalb der "Markenfamilie" soll es dann noch einmal für Nutzungen Geld geben - allerdings gilt auch dort wieder die Nutzung in einer weiteren Reihe von Zeitschriften mit einem einzigen Honorar als abgegolten.

Jetzt legt der Verlag noch darauf und warnt den DJV davor, den Vertrag zu veröffentlichen. Das breit gestreute, an Journalisten (!) geschickte juristische Elaborat sei ein "Geschäftsgeheimnis". Natürlich ist die Ansicht falsch. Dem DJV steht im Rahmen seiner Beratung und urheberrechtspolitischen Debatte frei, sich mit dem Vertrag zu befassen und im Rahmen des gesetzlichen Zitatrechts Passagen zu veröffentlichen. Selbst der ganze Vertrag kann als "Großzitat" veröffentlicht werden, wenn sich der Rahmen der Diskussion auf den gesamten Vertrag erstrecken sollte und in einer Darstellung Passage für Passage thematisiert wird. Abgesehen davon ist es im Internetzeitalter eine ziemlich absurde Vorstellung, dass die Veröffentlichung von streitigen Verträgen ausgerechnet mit Mitarbeitern von Medien mit "Geheimhaltungsargumenten" bekämpft werden könnte - und zudem für ein Medienhaus (!) ohnehin ein Armutzeugnis.

Der DJV wird den Vertrag bereits heute im Rahmen des DJV-Webinars "Urheberrecht und Honorare" ausführlich behandeln. Es wird gebeten, auf die Zusendung von Unterlassungsschreiben und anderen Unsinn zu verzichten.

(Verlags-)Juristen haben übrigens die Möglichkeit, über den Vertrag in aller Ausführlichkeit auf dem "Forum für Medien- und Wettbewerbsrecht" am 19. Juni in Frankfurt zu diskutieren. Dort werden Verträge für freie Mitarbeiter aus DJV-Sicht geschildert werden, - und da wird der Vertrag von Gruner + Jahr kaum fehlen dürfen...



"Edward Snwoden"* *Pseudonym, Name des Autoren ist der Redaktion bekannt...
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