Deutscher Journalisten-Verband Gewerkschaft der Journalistinnen und Journalisten

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ARD-Studio Kiew

Zeichen für die Glaubwürdigkeit

19.10.2023

Die ARD hat in der ukrainischen Hauptstadt ein eigenes Studio eröffnet. Bisher war das Studio Moskau offiziell für die Berichterstattung aus der Ukraine zuständig.

Für die ARD in Kiew: Andrea Beer, Vassili Golod, Rebecca Barth und Birgit Virnich. Fotos: WDR/Ben Knabe/Annika Fußwinkel/Marcus Heep/Timo Bruhns

Eigentlich ein unhaltbarer Zustand: Russland hat die Ukraine am 24. Februar 2022 überfallen, seitdem herrscht Krieg. In Russland selbst ist die Pressefreiheit stark eingeschränkt, Medienschaffende werden bedroht und verfolgt. Trotzdem gehörte die Ukraine formal noch zum Berichtsgebiet des ARD-Studios Moskau.

Die ARD-Korrespondent:innen für die Ukraine saßen aber schon lange nicht mehr in Moskau, sie arbeiteten im Land selbst – oft im Auto oder im Hotelzimmer. Jetzt endlich haben sie einen offiziellen Arbeitsplatz, federführend ist der WDR. Laut WDR-Programmdirektor Jörg Schönenborn zahlt der Sender den größten Teil, die übrigen ARD-Sender beteiligen sich. "Als der Krieg quasi zur Normalität wurde, ist mir klar geworden, dass wir nie wieder glaubwürdig aus Moskau über die Ukraine berichten können", sagte Schönenborn beim Pressegespräch zur Eröffnung. Für die Glaubwürdigkeit der Berichterstattung aus der Ukraine sei das Studio in Kiew zwingend.

Das ARD-Studio Kiew mit seiner administrativen, finanziellen und personellen Verankerung in der Ukraine sei ein Statement, erklärte Studioleiter Vassili Golod: an Deutschland, wo er noch immer ein „großes Interesse“ an der Ukraine erkennt, und auch „in die ukrainische Gesellschaft hinein“. Zusammen mit Golod werden Rebecca Barth, Andrea Beer und Birgit Virnich als ARD-Korrespondent:innen aus dem Kiewer Studio berichten.

Gut, dass die ARD dieses Zeichen setzt, es hat lange genug gedauert. Allerdings ist es unglücklich, dass das ausgerechnet auf Kosten des Studios in Moskau geht. Von dort wurden zwei Stellen nach Kiew umgeschichtet. Dabei ist auch eine umfangreiche Beichterstattung aus Russland nach wie vor dringend notwendig.

Ein Kommentar von Paul Eschenhagen

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