Deutscher Journalisten-Verband Gewerkschaft der Journalistinnen und Journalisten

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Ukraine

Zensur unerwünscht

12.04.2023

Weite Teile der Front im Ukrainekrieg sind für Berichterstatter nicht mehr zugänglich. Das ukrainische Militär hat den Zugang gesperrt. Nur in wenigen Ausnahmefällen gelangen Journalisten noch nach ganz vorn - begleitet von Presseoffizieren. Unabhängige Kriegsberichterstattung ist jetzt kaum noch möglich.

Kriegsberichterstatter: Einsatz unter Lebensgefahr. Foto: Uni.de

Vor einigen Wochen hat das ukrainische Militär die Frontgebiete in Zonen aufgeteilt und sie mit Ampelfarben gekennzeichnet. Darauf hat jetzt Reporter ohne Grenzen hingewiesen. Die rote Zone in den vordersten Frontabschnitten ist für Berichterstatter gesperrt. In die gelben Zonen gelangen Journalisten in Begleitung von Presseoffizieren, die auch darüber bestimmen, welche Bereiche erkundet werden können und welche nicht. Das kennen wir schon aus dem Irakkrieg der Amerikaner und ihrer Verbündeten. Damals war die Rede von embedded journalists.
Heute gibt es einen einprägsameren Begriff: Zensur. Die Ukraine praktiziert auf ihrer Seite der Front jetzt genau das gleiche wie die Russen auf der anderen Seite seit Kriegsbeginn: Sie entscheiden darüber, wer über welche Orte berichten darf. Und sie erklären das unmittelbare Kampfgebiet zur journalistischen Tabuzone. Die Weltöffentlichkeit ist also jetzt auf die offiziellen Berichte der kriegsführenden Parteien angewiesen. Überprüfung und Verifikation? Unmöglich.
Klar ist: Nur erfahrene Journalistinnen und Journalisten dürfen es wagen, aus Kriegsgebieten zu berichten. Und selbst für die Profis ist die Lebensgefahr groß. Aber die Unterscheidung in "normale" Journalisten und Kriegsreporter nimmt das ukrainische Militär gar nicht vor - die Beschränkungen gelten für alle Medienschaffende. Die Maßnahmen sind also nicht zum Schutz von Reportern ins Leben gerufen worden. Warum genau, sagt die Militärführung nicht. Das sollte sie aber, schließlich ist die Ukraine, anders als Russland, eine Demokratie.
Ein Kommentar von Hendrik Zörner

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