Deutscher Journalisten-Verband Gewerkschaft der Journalistinnen und Journalisten

News für Freie

Corona-Krise

Bundeszuschüsse nicht für den Lebensunterhalt gedacht

02.04.2020

Bund und Länder wollen den Selbständigen in der Corona-Krise unbürokratisch helfen: für manche Antragsteller im Bundesgebiet hat das in Blitzgeschwindigkeit auch funktioniert. Das Geld, mehere tausend Euro, ist bereits auf dem Konto, und alles per online abgewickelt. So wird es beispielsweise aus Berlin oder Nordrhein-Westfalen berichtet. Das liegt offenbar auch daran, dass im ersten Anlauf in vielen - nicht allen - Bundesländern Landesprogramme geschaffen wurden, die ganz pragmatisch darauf angelegt sind, den Selbständigen zu helfen. So wird in Nordrhein-Westfalen auf Nachfrage ganz klar mitgeteilt, dass Selibständige die Mittel auch nutzen dürfen, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Eigentlich logisch, denn wie soll ein Einzelunternehmen weiter existieren können, wenn die/der Besitzer/in kein Geld zur Verfügung hat, um Lebensmittel zu kaufen? Da die Landesprogramme allerdings zunehmend erschöpft sind und vor allem auf Bundesmittel umgestellt wird, rücken die härteren Regelungen des Bundes in den Vordergrund: die Bundesregierung will ihr Geld nur für Betriebsausgaben zur Verfügung stellen. Wer Probleme mit dem Lebensunterhalt hat, möge sich um Arbeitslosengeld II, sprich Hartz IV, bemühen, so die Mitteilung. Natürlich das für Corona-Zeiten ein wenig humaner gestaltete Arbeitslosengeld II, bei dem auch die bislang bewohnte Wohnung anstandslos und ohne Kritik an der Größe der Wohnung bezahlt wird, und auch nur "erhebliches Vermögen" noch ein Verweigerungsgrund für eine Leistung sein kann. Gleichwohl: Arbeitslosengeld II, keine wirklich schöne Perspektive auf den ersten Blick. Die Steuerberatung mag dazu raten, angesichts solcher durchaus harsch klingender Aussagen gelassen zu bleiben. Denn was Betriebsausgaben sind, kann ein Unternehmen oder dessen Steuerberatung flexibel und  im Rahmen geltender Steuergesetze durchaus kreativ definieren. Möglicherweise hat die Bundesregierung oder deren durchaus auch kreativen Beamtinnen und Beamten genau diese Gestaltungsmöglichkeiten im Blick. Was heißen würde: wer den Zuschuss beantragt, muss halt bei Nachfragen geltend machen, dass das Geld für den Ankauf des jetzt notwendigen Pkw (in Corona-Zeiten raten ja sogar Landesregierungen von der Nutzung des ÖPNV ab) benötigt würde, oder einen Computer oder ausgedehnte Geschäftsreisen. Fragen Sie Ihre Steuerberatung.

Nicht alle Selbständigen möchten sich auf die Argumentation gewiefter Steuerberater/innen verlassen, sondern stellen die Frage, warum es nicht eine Stufe einfacher oder ehrlicher sein kann. Ein Unternehmen kann nur funktionieren, wenn es seinen Betreiber/innen auch eine Entnahme zum Lebensunterhalt gestattet. Warum sonst würde es existieren? Warum so kompliziert?

Die Bundespolitik kann darauf natürlich antworten, dass sie mit ihren Regelungen einem Teil der Selbständigen sogar noch einmal extra - - - hilft. Denn wenn der Zuschuss nur Betriebsausgaben dient, kann er bei einem Antrag auf Arbeitslosengeld II oder eine andere Sozialleistung nicht angerechnet werden. Für einen bestimmten Personenkreis, beispielsweise Selbständige mit großer Familie, können die 3.000 Euro pro Monat damit noch einmal durch 2.000 - 3.000 Euro Arbeitslosengeld II ergänzt werden, vor allem weil für die Corona-Krise auch noch jedwede Miete übernommen wird. So gesehen sprechen wir hier von Leistungen, die in Einzelfällen in der Gesamtsumme 6.000 Euro im Monat und mehr erreichen können. Und die Krankenversicherung ist dann auch noch einmal dabei.

Benachteiligt sehen sich da vielleicht am Ende nur diejenigen, die keine größeren Betriebsausgaben geltend machen können, andererseits aber immer noch Sparguthaben vorweisen, die auch nach den für Corona-Zeiten reformierten Arbeitslosengeld-II-Regeln "erhebliches Vermögen" haben, was dem Vernehmen nach bei ungefähr 60.000 Euro pro Haushalts"vorstand" und 30.000 Euro pro weiterer Person im Haushalt gelten soll. Oder die einfach mit einer Person zusammenleben, die selbst noch ausreichendes Einkommen hat. Sie bekommen in dieser Konstellation im Zweifelsfalle keine Zuschüsse und kein Arbeitslosengeld II.

Die Sozial- und die Wirtschaftspolitik mag antworten, es sei nie eine Lösung zu finden, die für alle ideal sei. Wer sich nach wie vor als betroffen ansieht (auch nach Rücksprache mit der eigenen Steuerberatung), mag seinen Verband ansprechen und mit ihm nach Vorschlägen suchen. Für Journalistinnen und Journalisten steht der DJV natürlich als Ansprechpartner für die Mitglieder zur Verfügung.


Michael Hirschler, hir@djv.de

News für Freie

Weiterbildung

Webinar "Komplexe Medieninhalte selbst produzieren" jetzt im DJV-Intranet abrufbar

07.04.20

DJV-Mitglieder können jetzt die Aufzeichnung des Webinars  "Komplexe Medieninhalte selbst produzieren" von Hans-Werner Rodrian, das am 19. März 2020 im Rahmen der DJV-Netzkonferenz zum "Jahr der Freien"...

Corona-Krise

Wohngeld soll´s jetzt schneller geben

07.04.20

Der staatliche Wohngeldanspruch soll wegen Corona vorübergehend schneller kommen, online und ohne lange Antragsberatung: darüber berichtet jetzt die Tageszeitung "Die Welt", der entsprechende Pläne der Bundesregierung...

Corona-Krise

BAFA-Berater aus dem Bereich des Journalismus für das "4.000-Euro-Beratungsgeld"

06.04.20

Die Bundesregierung finanziert jetzt betriebsbezogene Beratungen für Unternehmen und Freiberufler/innen in Zusammenhang mit der Corona-Krise. Da die förderfähigen Beratungen im Regelfall nur durch beim Bundesamt für Wirtschaft...

Corona-Krise

Regelungen bei der Freiwilligen Arbeitslosenversicherung vorübergehend erleichtert

06.04.20

Selbständige, die in die "Freiwillige Arbeitslosenversicherung" einzahlen, erhalten wegen der Corona-Krise eine Erleichterung bei den Versicherungsregeln. Sie können sich bis zum 30. September arbeitslos melden, ohne...

Corona-Krise

Bis zu 4.000 Euro Förderung ohne Eigenanteil für Unternehmensberatung

03.04.20

Ab sofort können Freie die Kosten für betriebswirtschaftliche Beratungen in Zusammenhang mit den Problemen angesichts von Corona finanziert erhalten. Der Bund übernimmt Kosten bis zu einem Beratungswert von 4.000,00 Euro für...

Corona-Krise

Update zu "Freie und Corona" vom 3. April 2020

03.04.20

Die Informationen für Freie zum Thema Corona-Förderung, Sozialansprüche, Rechtsfragen und Versicherungen sind jetzt wieder aktualisiert worden und unter djv.de als PDF abrufbar.

Corona-Krise

Bundeszuschüsse nicht für den Lebensunterhalt gedacht

02.04.20

Bund und Länder wollen den Selbständigen in der Corona-Krise unbürokratisch helfen: für manche Antragsteller im Bundesgebiet hat das in Blitzgeschwindigkeit auch funktioniert. Das Geld, mehere tausend Euro, ist bereits auf dem...

Corona-Krise

"Du bist systemrelevant und bekommst daher kein Kinderbetreuungsgeld!"

01.04.20

Da wird seit Wochen dafür gekämpft, dass  Journalistinnen und Journalisten als "systemrelevant" gelten, damit sie ihrer Arbeit auch bei Ausgehverboten weiter nachgehen können, und schon kommt die Retourkutsche....

Corona-Krise

In Bayern wurden die Kriterien für die Sofort-Hilfe vereinfacht

01.04.20

"Private liquide Mittel müssen nicht (mehr) zur Deckung des Liquiditätsengpasses eingesetzt werden", teilt die Bayerische Landesregierung jetzt auf ihrer Internetseite mit. Bislang hatte es geheißen, dass nur Mittel...

Corona-Krise

Erfolg für Freie bei ARTE erzielt

01.04.20

Die Tarifbeauftragten von DJV, ver.di und der französischen Gewerkschaften haben in einer Video-Tarifverhandlung am 31. März 2020 hart für die Interessen der Beschäftigten verhandelt. Dabei erzielten sie folgendes Ergebnis, wie...

Corona-Krise

„Infektionsschutzgeld“ wegen „Corona-Ferien“ von Schulen und Kitas auch für Selbständige

01.04.20

Wer wegen der Schließungen von Schulen bzw. Kindertageseinrichtungen und fehlender oder zumutbarer Notbetreuungsmöglichkeiten Kinder bis zum Alter von 12 Jahren oder Kinder mit Behinderungen, die auf Hilfe angewiesen sind, selbst...

Corona-Krise

Update zu "Corona und die Freien" vom 31. März 2020

31.03.20

Welches sind die Ansprüche von Freien angesichts von Corona, auf Zuschüsse oder soziale Leistungen und anderes? Das Update zum "Tipps für Freie zu Corona" vom 31. März 2020 ist jetzt online.

News 205 bis 216 von 858

Weitere interessante Themen

Newsletter

Cookie Einstellungen