News für Freie
Welche Rechte haben Freie bei einer Blendle-Nutzung ihrer Beiträge?
Artikelplattform boomt, Freie schauen in die Röhre?
Keine ganze Zeitung oder Zeitschrift kaufen, sondern für einzelne Artikel zahlen, allerdings über eine einfach zugängliche Plattform. Der Traum einer ganzen Generation von Abonnements- und Kioskkauf-Verweigerern scheint Wirklichkeit zu werden. Der niederländische Artikeldienst Blendle bietet den Einzelkauf von Beiträgen an, und Branchendiensten zufolge scheint das Modell gut anzulaufen.
Freie Journalisten begrüßen den Service als Hilfe für eine kostengünstige Recherche von Informationen, fragen sich aber zugleich, wie sie eigentlich selbst an solchen Verkäufen beteiligt werden, wenn es um ihre eigenen Artikel geht. Kein Wunder also, dass in der Mitgliedschaft des DJV bereits die Forderung formuliert wird, hier aktiv zu werden.
Auf den ersten Blick gibt es hier gute Nachrichten. Die Vergütung für Nutzungen wie Blendle ist vom DJV mit den Vergütungsregeln an Tageszeitungen bereits geklärt worden. Den Autoren bei Tageszeitungen stehen 55 Prozent der Erlöse zu, diese müssen von den Autoren bei ihrem Verlag geltend gemacht werden. Wohlgemerkt geht es um die Erlöse des Verlags, also nicht etwa 55 Prozent des einzelnen Artikelpreises bei Blendle.
Für Freie, die an Verlagen tätig sind, die keinen der Verbände angehören, von denen die Vergütungsregeln unterzeichnet wurden, ist diese Regelung ebenfalls anzuwenden. Das ist jedenfalls den Urteilen zu folgern, die DJV-Landesverbände für Freie in den vergangenen Jahren erreicht haben. In solchen Entscheidungen wurden die Regelungen der Vergütungsregeln in der Regel als Angelpunkt für die richterliche Feststellung einer angemessenen Vergütung bewertet. Es ist daher wahrscheinlich, dass auch die Beteiligungsregeln von Gerichten als angemessene Vergütung für Beteiligungen eingestuft werden könnten.
Für Autoren an Zeitschriften ist dagegen die Frage der angemessenen Vergütung natürlich immer noch offen, da es dort auch nach einem Jahrzehnt der Verhandlungen keinen Abschluss von Vergütungsregeln gibt. Doch auch hier würde ein Gericht die Beteiligungsregelungen der Vergütungsregeln an Tageszeitungen sicherlich mit berücksichtigen.
Freie an Zeitschriften müssen ihre Forderung auf Beteiligung ebenfalls gegenüber ihren Verlagen erheben, da es nach dem "Genios-Urteil" Standpunkt der Rechtsprechung ist, dass nicht der Verteiler der Artikel haftet, sondern derjenige, der die Artikel einliefert, also der jeweilige Zeitschriftenverlag, Begründung der Rechtsprechung: Es sei einem Betrieb wie dem Artikelabrufdienst Genios unzumutbar, die Rechtefrage für jeden einzelnen Beitrag zu klären. Ein entsprechender Standpunkt dürfte demnach auch gegenüber Blendle gelten.
Freie, die der Auffassung sind, dass sie ihrer Zeitschrift (und ggf. auch ihrer Zeitung) auf Grund eigener, klarer Vertrags- und Geschäftsbedingungen (AGB) überhaupt keine Rechte zur Weiterverwertung eingeräumt haben, müssen mit dem DJV-Rechtsschutz gegenüber dem jeweiligen Verlag aktiv werden. Eine Sammel- oder Verbandsklage ist dem DJV nach derzeitiger Rechtslage nicht möglich.
Natürlich sollte eine Forderung auf Erlösbeteiligung nicht allein auf Blendle allein reduziert werden, sondern auf die ganze Reihe von Vertriebsschienen, angefangen mit Genios. Auch dann muss natürlich klar sein, dass es hier – auch wenn jetzt überall Erfolgsmeldungen über Blendle zu hören sind – recht unwahrscheinlich sein dürfte, dass beim einzelnen freien Journalisten Riesenbeträge ankommen könnten, falls überhaupt freiwillig gezahlt werden sollte.
Es ist auch darauf hinzuweisen, dass der DJV unabhängig von der Frage der Beteiligung durch Verlage an einem Angebot interessiert ist, mit dem Freie Inhalte direkt auf Blendle einspeisen können, so wie es jetzt schon in den Niederlanden der Fall ist. Auch hier ist - wie bei Redaktion.de und vergleichbaren Projekten - allerdings nicht damit zu rechnen, dass Freie hier in der Regel richtig viel Geld verdienen werden.
Michael Hirschler, hir@djv.de
News für Freie
Mehr Zuverdienst möglich, Zuschüsse für freiwillig Versicherte
Neue Regeln bei der Künstlersozialkasse beim Zuverdienst und bei der freiwilligen Krankenversicherung: ein DJV-Tipps für Freie informiert über Änderungen (Download hier).
Vertragsbedingungen unfair für Freie
"Aus unserer Sicht existenzgefährdend", kritisiert ein freier Journalist im Namen einer ganzen Gruppe von Freien die neuen Vertragsbedingungen der Klambt-Gruppe, die am 16. Dezember 2022 an frei Mitarbeitende der Mediengruppe...
Journalisten sind keine Bittsteller
Der Deutsche Journalisten-Verband fordert die Bundesregierung auf, ihr Verhältnis zu den Journalistinnen und Journalisten dringend zu verbessern.
Luft nach oben
Der Digitalriese Microsoft hat sich mit der Verwertungsgesellschaft Corint Media geeinigt und zahlt für journalistische Inhalte auf Bing 1,2 Millionen Euro. Ein wichtiger erster Schritt.
„Worten müssen Taten folgen!“
10 Jahre sind es nun, seit der „UN Plan of Action on the Safety of Journalists and the Issue of Impunity“ ins Leben gerufen wurde. 10 Jahre, in denen etwas passiert ist, aber noch viel zu wenig. In zehn Jahren kamen nicht nur...
Grenzgänger im Journalismus – Tagung des DJV am 2.12. in Konstanz
Medienschaffende fernab der Metropolen - was können sie tun, im Grenzgebiet zwischen traditionellem Journalismus und selbst aufgezogenen Medien. Der DJV führt am 2. Dezember von 10.00 bis 16.00 Uhr die Tagung "Grenzgänger"...
Entwurf liegt vor
Der Deutsche Journalisten-Verband hat am heutigen Donnerstag in Berlin zusammen mit anderen Organisationen der Zivilgesellschaft den Entwurf eines Bundestransparenzgesetzes vorgelegt.
Vergütungsregeln für Freie in der EU erlaubt
Mit neuen Regelungen schafft die EU-Kommission Rechtssicherheit für Freie. Vergütungsregelungen und andere Vereinbarungen werden vom Wettbewerbsrecht ausgenommen. Die Kartellbehörden dürfen sie nicht verbieten. Ein klarer Schritt...
Inhaftierte Journalisten frei lassen
Der Deutsche Journalisten-Verband fordert Bundesaußenministerin Annalena Baerbock auf, sich bei der iranischen Regierung für die sofortige Freilassung aller inhaftierten Journalistinnen und Journalisten im Iran einzusetzen.
Sieg für Informantenschutz
Der Deutsche Journalisten-Verband sieht in dem Urteil des Europäischen Gerichtshofs zur Vorratsdatenspeicherung einen Sieg für die Pressefreiheit und den Informantenschutz.
Medienarbeitgeber in der Pflicht
Der Deutsche Journalisten-Verband ruft die Medienarbeitgeber dazu auf, das am heutigen Dienstag ergangene Urteil des Bundesarbeitsgerichts zur Erfassung der Arbeitszeit zügig umzusetzen.
Unterstützung auch für Freie
Der Deutsche Journalisten-Verband fordert die Bundesregierung auf, geplante Entlastungsmaßnahmen zum Inflationsausgleich auch auf freie Journalistinnen und Journalisten auszuweiten.
Schon gewusst?Rund 60 Prozent aller Freien arbeiten aus Überzeugung hauptberuflich frei, 40 Prozent sind als Freie tätig, weil sie keine Anstellung finden (Quelle: DJV-Umfrage 2014).
Schon gewusst?Rund 60 Prozent aller Freien arbeiten aus Überzeugung hauptberuflich frei, 40 Prozent sind als Freie tätig, weil sie keine Anstellung finden (Quelle: DJV-Umfrage 2014).
Weitere interessante Themen
Selbstverlag
Ihr eigenes Buch machen, also eBook oder Printexemplar, mit vonjournalisten.de
...mehr
DJV, Verband der Freien
Über 15.000 Freie sind Mitglied im DJV. Warum, steht in unserem Flyer.
...mehr