Deutscher Journalisten-Verband Gewerkschaft der Journalistinnen und Journalisten
Mehr zum Thema

Bildjournalisten

Gesetzesinitiative

Bundesländer Berlin und Niedersachsen wollen Fotoaufnahmen von Verstorbenen unter Strafe stellen

06.05.2016

Auf der Tagesordnung der Sitzung des Bundesrats am 13. Mai 2016

Bismarck auf dem Totenbett. Demnächst strafbar, falls per WhatsApp verschickt? Foto: Willy Wilcke und Max Christian Priester

Wer Fotos von Verstorbenen aufnimmt, soll sich strafbar machen. Wer sie verbreitet oder anderweitig zugänglich macht, ebenso. Eine Ausnahme soll allerdings für die Presse, Kunst oder Wissenschaft bestehen. Zwei Bundesländer haben eine entsprechende Gesetzesinitative auf die Tagesordnung des Bundesrats gesetzt, der am 13. Mai 2016 Sitzung hat.

Stimmt der Bundesrat zu, muss sich der Deutsche Bundestag mit dem Vorhaben befassen, denn nach der Verfassung hat der Bundesrat das Recht, Gesetze in den Bundestag einzubringen. Damit ist natürlich noch nichts darüber gesagt, ob die Ausschüsse des Bundestags oder das Plenum der Abgeordneten dieser Initiative zustimmen.

Konkret wird das Vorhaben von den beiden Bundesländern damit begründet, es sei "der Medienberichterstattung zu entnehmen, dass bei schweren Unfällen  Schaulustige  die  verunglückten  Personen mit ihren mobilen Telefonen fotografieren, statt  ihnen zu helfen."

Eine zeitliche Höchstgrenze für den Schutz der Verstorbenen ist nicht vorgesehen. Damit könnten unter Umständen auch Fotoverwendungen strafbar werden, wenn die Abgebildeten schon vor Jahrzehnten verstorben sind.

Die Regelung soll in den § 201a Strafgesetzbuch integriert werden, der bereits die Strafbarkeit der Aufnahme von Fotos aus dem höchstpersönlichen Lebensbereich vorsieht, wozu beispielsweise das Schlafzimmer oder das Bad zählen dürften. Weiterhin ist strafbar die Aufnahme eines Fotos, die eine hilflose Person zeigt. Ebenso bestimmt die Regelung schon seit einiger Zeit, dass strafbar ist, wer eine Aufnahme "die geeignet ist, dem Ansehen der abgebildeten Person erheblich zu schaden, einer dritten Person zugänglich macht".

Während die Aufnahmen aus dem höchstpersönlichen Lebensbereich nach dem § 201a StGB nichts in Presse, Kunst oder Wissenschaft zu suchen haben, gilt für Aufnahmen, die "erheblich" schaden oder Hilflosigkeit zeigen, eine Ausnahme.

Eine Ausnahme soll auch bei der Neuregelung bestehen: Keine Strafbarkeit soll bei Aufnahmen Verstorbener gehen, wenn es sich um Handlungen geht, "die in Wahrnehmung überwiegender berechtigter Interessen erfolgen, namentlich der Kunst oder der Wissenschaft, der Forschung oder der Lehre, der Berichterstattung über Vorgänge des Zeitgeschehens oder der Geschichte oder ähnlichen Zwecken dienen." Journalisten wären insofern vom Vorhaben nicht wirklich betroffen.

Der DJV wird die weitere Entwicklung des Gesetzesvorhaben aufmerksam verfolgen und steht für Hinweise und Meinungsäußerungen aus der Mitgliedschaft zum Thema zur Verfügung.

Bundesrats-Grunddrucksache 226/16


Michael Hirschler, hir@djv.de


News-Übersicht für Bildjournalisten

Corona-Krise

In Bayern wurden die Kriterien für die Sofort-Hilfe vereinfacht

01.04.20

"Private liquide Mittel müssen nicht (mehr) zur Deckung des Liquiditätsengpasses eingesetzt werden", teilt die Bayerische Landesregierung jetzt auf ihrer Internetseite mit. Bislang hatte es geheißen, dass nur Mittel...

Corona-Krise

Update zu "Corona und die Freien" vom 31. März 2020

31.03.20

Welches sind die Ansprüche von Freien angesichts von Corona, auf Zuschüsse oder soziale Leistungen und anderes? Das Update zum "Tipps für Freie zu Corona" vom 31. März 2020 ist jetzt online.

Berufsinformationen

Corona und die Freien - "Tipps für Freie"

20.03.20

In einem aktuellen "Tipps für Freie" hat der DJV einige Informationen über Ansprüche von Freien in der Corona-Krise zusammengefasst, es kann hier online als PDF heruntergeladen werden.

Journalismus und Corona

Was, wenn die Ausgangssperre kommt?

19.03.20

Was bedeutet eine mögliche Ausgangssperre für Journalisten? Gibt es dann keine Medien mehr?

Praktische Hilfe

Journalist*innen und Corona

12.03.20

Mit kaum einem anderen Thema haben Journalistinnen und Journalisten in diesen Tagen so viel zu tun wie mit dem Corona-Virus. Sie sammeln Informationen über die Ausbreitung der Infektionen, über die Empfehlungen von Behörden, über...

Freie

Netzkonferenz für Freie am 18./19. März

09.03.20

Aus Gründen des Gesundheitsschutzes für Teilnehmer/innen, Referent/inn/en und Dritte im Zusammenhang mit der Ausbreitung des Corona-Virus wird die für den 18./19. März geplante Tagung "Freier Journalismus in Bewegung"...

Bildjournalismus

Können Frauen nicht fotografieren?

09.03.20

Der DJV Hamburg hat zusammen mit dem Datenteam des Spiegel ermittelt: Nur 14 Prozent der Cover von 30 deutschen Magazinen stammten im vergangenen Jahr von Fotografinnen.

Tagung

Auftakttagung "Jahr der Freien" in Berlin

07.02.20

Unter dem Motto "Freier Journalismus in Bewegung" lädt der DJV zu einer Fachtagung ein, die zugleich die Auftaktveranstaltung für das "Jahr der Freien" darstellt. Das Programm ist online abrufbar, die...

Umfrage

Entwicklung des Bildermarktes

30.01.20

Fachhochschule Hannover führt "erste übergreifende Erhebung" durch

News 109 bis 117 von 402
Newsletter

Cookie Einstellungen