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Verlage verteidigen sich gegen Selfpublishing

18.10.2013

Nicht Autoren, sondern Verlage machen Bücher, meinen - Verlagsvertreter.


Verlage in ungewohnter Position: Sie müssen Autoren erklären, warum es sie noch gibt. Doch nicht immer in Demut: "Verlage als bloße Dienstleister für Autoren zu bezeichnen,trifft den Sachverhalt nicht", war auf der Frankfurter Buchmesse zu hören.

Auf der Frankfurter Buchmesse wirkt das Thema Selbstverlag, im Deutschen mittlerweile oft auch als Selfpublishing bezeichnet, eigentlich wie ein Orchideenfach. Denn unter den Tausenden von ausstellenden Verlegern sind die Dienstleister für den direkten Vertrieb der Bilder rar gestreut, - die Buchmesse ist ganz klar eine Verlagsmesse und nichts anderes, bei der die Autoren als Schmuckstücke vor dem Laufpublikum lesen oder diskutieren können oder in einem gesonderten Bereich der Messe gleich zum begehrten Gesprächstermin mit Lektoren defilieren, um ihr Buchprojekt an den Verlag zu bringen.

"Ein Verlag bietet den Autoren die Möglichkeit eines Auftritts unter einer Marke", meinte Wolfgang Farkas vom eBook-Verlag "Shelff" auf einer Diskussion der Frankfurter Buchmesse zum Thema Selfpublishing. "Autoren schreiben Texte, Fragmente...- erst in der Zusammenarbeit mit einem Verlag wird ein Buch daraus", so Farkas. Ein anderer Verlagsvertreter warb geradezu idealistisch für das Verlagswesen. In Verlagen sei noch "Spirit", anders als in losen Netzwerken, hieß es da. Immerhin gab es aber auch Verlagsvertreter, die einen Mittelweg sehen: "Es gibt Bücher, die brauchen keinen Verlag, und es gibt Bücher, denen ein Verlag sehr gut tut", meinte Johannes Monse vom Verlagshaus Verlagshaus Monsenstein und Vannerdat.

"Viele, die mit Selfpublishing beginnen, wollen doch irgendwann in einen klassischen Verlag", war eine weitere Einschätzung in der Diskussionsrunde. "Die Arbeit von Verlagen können Autorenkollektive auch machen und erhalten mehr vom Umsatz", kritisierte dagegen eine Selbstverlegerin.

Die finanzielle Lage der Selbstverleger ist allerdings alles andere als rosig: "Von den deutschen Selfpublishern/Selbstverlegern verdienen 4 Prozent mehr als 2.000€ im Monat, das Mittel liegt bei 300€", berichtete Matthias Mattig, der selbst eine "Selfpublisher-Bibel" verfasst hat.

Einig waren sich alle Teilnehmer der Runde bei den Kosten der Herausgabe von Büchern: "Der klassische Verlag verlangt keine Druckkostenzuschüsse, Verlage, die so arbeiten, sollte man kritisch sehen", hieß es auch von Verlagsvertretern.

Auch die Selfpublisher/Selbstverleger, die sich vornehmlich auf das digitale Geschäft konzentrieren, müssen allerdings aufpassen, dass sie unter dem schönen Schein des elektronischen Selfpublishings nicht genau so viel oder sogar mehr Zuschüsse zahlen müssen wie bei klassischen Zuschussverlagen. Denn schon steht eine ganze Parade von Dienstleistern bereit, die den Selbstverlegern vom Satz über Lektorat bis zur Werbung zahlreiche Hilfeleistungen anbieten. Deren zunächst klein anmutende Kosten können sich am Ende so zusammenläppern, dass das Selfpublishing nicht zum Vorteil, sondern erheblichen Verlustgeschäft werden kann. Auch hier heißt es also für Autoren: Augen auf.


Autor: Michael Hirschler, hir@djv.de (@freie)




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