Deutscher Journalisten-Verband Gewerkschaft der Journalistinnen und Journalisten

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Mobilität

Das rollende Büro - der Fernbus als Arbeitsmittel für freie Journalisten

27.02.2014

Das ständig wachsende Netz der Fernbus-Linien bietet sich dem Journalisten als preiswerte Alternative für Fahrten in Deutschland an – und gut arbeiten lässt sich in den modernen Fahrzeugen auch noch.


Um 8 Uhr verlässt der grasgrüne Fernbus den Zentralen Omnibus-Bahnhof am Berliner Messegelände in Richtung Bonn. Viele Tische in den komfortabel bemessenen Sitzreihen klappen herunter, ein gutes Dutzend Laptops werden aufgeklappt, Stecker klicken in Steckdosen. Auf den Bildschirmen von Notebooks und Smartphones taucht rasch das vertraute W-LAN-Zeichen auf. Geschäftige Ruhe ringsumher. Willkommen im rollenden Großraumbüro.

Für viele Freiberufler ist das immer dichter werdende Netz von Fernbuslinien ein willkommenes Mittel, bereits den Weg zum Termin irgendwo in Deutschland als Arbeitszeit zu nutzen. Die Fernbusse sind mit W-LAN, Steckdosen und ausreichend Platz zwischen den Sitzen darauf eingerichtet. Attraktiv aber ist vor allen Dingen der Preis: Die Fahrt nach Bonn (und am nächsten Tag wieder zurück nach Berlin) kostet – fünf Tage zuvor im Internet gebucht – 44 Euro. Für die Bundesbahn wären – bei vergleichbaren Abfahrtzeiten – 158 Euro fällig gewesen. Kein Einzelfall.

Die Strecke Berlin-Köln wird ab 13 Euro angeboten (Bundesbahn 29 bis 99), von Hamburg nach München geht es für 20 bis 65 Euro (Bundesbahn 79 bis 89). Aber nicht nur die Zentren, sondern auch Mittelstädte, von Kiel über Trier bis Konstanz, sind inzwischen in das noch wachsende Fernbus-Netz eingebunden, in dem sich ein gutes Dutzend überregionale Anbieter zur Zeit noch heftige Konkurrenz bieten. Freilich ist die Preisgestaltung der Philosophie der Bundesbahn nicht ganz unähnlich: wer sich Tage vorher festlegt, der fährt billig. Spontanfahrten sind deutlich teurer. Und im Gewirr von Abfahrtzeiten, Vorbuch-Fristen und verschiedenen Anbietern den günstigsten Preis zu finden, ist durchaus keine Kleinigkeit. Dabei helfen freilich Suchmaschinen wie http://www.busliniensuche.de oder http://www.busticket.de.

Allerdings gibt es auch gewichtige Nachteile und Probleme für Dienstreisende.

Fahrzeiten und Pünktlichkeit: Die heutige Fahrt von Berlin nach Bonn dauert laut Fahrplan acht Stunden. Mit der Bahn wäre das in 4.45 Stunden zu schaffen gewesen. Von Hamburg nach München benötigt der schnellste (und dazu auch noch billigste) Bus knapp über acht Stunden, andere freilich 12 bis vierzehn Stunden, die Bahn fährt rund sechs Stunden.

Und natürlich unterliegen die Busse sämtlichen Verspätungsmöglichkeiten des Straßenverkehrs, schon darum sind Umsteigeverbindungen noch nicht der Hit im Fernbus-System.
 
Das Unternehmen ADAC/Postbus spricht freilich „nach den ersten drei Monaten und rund 1,1 Millionen gefahrenen Kilometern“ von einer 91prozentigen Pünktlichkeit (bei einer Toleranz von bis zu 15 Minuten). Bei Flixbus heißt es auf Anfrage, im November/Dezember seien bei „normalem Verkehrsaufkommen“ etwa zwei bis sieben Prozent der Busse verspätet gewesen (Toleranz zehn Minuten). Bei starkem Verkehr (freitags, sonntags bzw. vor Feier- und Brückentagen) liege die Verspätungsrate bei zehn bis 15 Prozent. Bei „Mein Fernbus“ verrät man zwar keine Zahlen, lobt aber die Dienste eines „intelligentes Navigationssystem“, das ein Umfahren von Staus ermöglichen soll.

Qualitätsunterschiede: Die meisten Anbieter unterhalten keine eigene Busflotte, sondern bedienen sich der Dienste regionaler Unternehmen, deren Busse dann mit farbigen Folien auf Marke getrimmt werden. Darum zeigen sich in der Praxis auch gelegentlich lästige Abweichungen. So gibt es nicht immer und überall  oder an den gleichen Stellen Steckdosen, die Sitzreihen haben unterschiedliche Weiten, vor allem aber schwankt die Verlässlichkeit des W-LAN-Angebotes. Oft beschränkt es sich auf ein Dutzend Nutzer oder geht angesichts weiträumiger Funklöcher vollständig in die Knie. Bei ADAC/Postbus setzt man auf „Velimo“ von Lufthansa Systems, das als besonders robust gelten soll. Die meisten Anbieter räumen Probleme ein, versichern aber, an der technischen Verbesserung zu arbeiten und kündigen an, diesen Service auch künftig kostenlos anbieten zu wollen.

Die Zukunft: Der Fernbus-Markt in Deutschland ist nach einer Gesetzesänderung erst Anfang 2013 so richtig in Schwung gekommen. Ein gutes Dutzend Unternehmen, einige davon neu am Markt, kämpfen um ihren Anteil am wachsenden Markt. Dieser Kampf wird vor allem über den Preis ausgetragen. Marktbeobachter sehen einen Verdrängungswettbewerb. Die Sieger, so die Erfahrung aus anderen Märkten, machen dann Schluss mit Dumpingpreisen, investieren dafür aber vielleicht stärker in Komfort und Verlässlichkeit. Ob die günstigen Preise – die auch noch immer wieder durch Sonderaktionen unterboten werden – Bestand haben, das ist ungewiss. Preise mit Journalistenrabatt sind bislang auf jeden Fall bei den Unternehmen nicht vorgesehen.

An diesem Tag aber bringt uns der Fernbus komfortabel und preisgünstig nach Bonn – sogar eine knappe halbe Stunde früher, als im Fahrplan vorgesehen. Weil an der Haltestelle in Wuppertal niemand aussteigen will und auch niemand einsteigen will, erspart sich der Fahrer die Schleife durch das Bergische Land und fährt ohne Umweg nach Bonn. Das hätte es bei der Bundesbahn wohl nicht gegeben. Übersicht über die Busunternehmen am Markt unter

http://www.busticket.de/alle-anbieter


Horst Willi Schors




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