Deutscher Journalisten-Verband Gewerkschaft der Journalistinnen und Journalisten

News für Freie

Künstlersozialversicherung

Ominöse Zahlenspielereien eingestellt - Arbeitgeberlobby BDA aber weiter gegen KSK

10.09.2013

Das Statistische Bundesamt sollte nach dem Willen der Arbeitgeber ausrechnen, dass die Versicherten die Künstlersozialabgabe selbst erheben.


Die mächtige Bundesvereinigung der Arbeitgeberverbände (BDA) hatte den Stein des Anstoßes gegeben. Unter dem Titel "Optimierung des Meldeverfahrens" (OMS) sollte die Bundesregierung prüfen lassen, ob es nicht besser wäre, die Versicherten die Künstlersozialabgabe erheben zu lassen, die bislang von den Unternehmen direkt an die Künstlersozialkasse zu zahlen ist.

Der BDA ging es dabei von Anfang an gar nicht um eine "Optimierung" der Künstlersozialversicherung, sondern um deren Abschaffung. So hatte der zuständige BDA-Referent, ein Mitarbeiter namens Koller, im Antrag gleich einen "weiterführenden Hinweis" verfasst, mit dem er die "versicherungsmäßige Gleichbehandlung der Künstler und Publizisten mit anderen Selbständigen" anmahnte, was nichts anderes meinte als: Weil andere Selbständige keine Zuschüsse zur Sozialversicherung bekommen, sollte die Künstlersozialkasse abgeschafft werden.

Die Künstlersozialabgabe durch Versicherte erheben zu lassen - das hätte natürlich dazu geführt, dass nur noch Nichtmitglieder der KSK beschäftigt würden. Alternativ, wenn Versicherte unverzichtbar wären, würde die Abgabe auf die Versicherten abgewälzt, - auch das wäre klar.

Obwohl die Intention und zugleich Absurdität des Antrags jedem halbwegs Sachkundigen klar sein musste, wurde unter Beteiligung von Vertretern der Sozialversicherung und des Bundesministerium für Arbeit und Soziales ein umfangreiches Prüfprogramm eingeleitet. Auch das Statistische Bundesamt schien solche Zahlenspielereien für normal zu halten und war schon dabei, in umfangreiche Kalkulationen über Zeitaufwände einzusteigen.

Im zuständigen Arbeitskreis der OMS kam man dann zwar relativ schnell zur Erkenntnis, dass eine Begrenzung nur auf KSK-Mitglieder verfassungswidrig sein könnte, weil ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts von 1987 die Erhebung der Künstlersozialabgabe von Nichtversicherten für verfassungsgemäß erklärt hatte - eben zur Vermeidung von Nachteilen für Versicherte. Nunmehr allerdings wurde der Antrag der BDA eben mal umgedeutet. Er sei so zu verstehen, dass die Künstlersozialabgabe von jeder Person zu erheben sei, die eine publizistische oder künstlerische Leistung erbringe. Jede Person, also rund eine Million, vielleicht sogar zwei Millionen Bürger sollen für die Abführung der Künstlersozialabgabe verantwortlich werden? Eine unvorstellbare Bürokratie - wirklich eine "Glanzleistung" der Arbeitgeberlobby BDA, die sich doch ansonsten für Bürokratie-Abbau stark macht.

Der DJV hatte, kurz nachdem er auf einer Sitzung der Arbeitsgruppe mit diesen Überlegungen konfrontiert wurde, Protest eingelegt und eine umfangreiche Stellungnahme zum Projekt veröffentlicht. Ein Protest von Versichertenvertretern gegenüber der Bundesregierung folgte. Auch der Beirat der Künstlersozialkasse äußerte sein Unverständnis darüber, dass praktisch im Geheimen schwerwiegende Änderungen der sozialen Absicherung der Künstler und Publizisten diskutiert wurden.

Auf einer hastig einberufenen Sitzung am 27. August 2013 zog das Ministerium dann die Reißleine für das OMS-Projekt Künstlersozialkasse. "Wegen des enormen Zeitaufwands für die Prüfung des Vorschlags" werde dieser nicht weitverfolgt werden können, werde im Abschlussbericht zu lesen sein, hieß es da. Warum das absurde Projekt überhaupt in die Prüfung kam, konnten die Ministeriumsvertreter aber nicht wirklich erklären. Es gebe halt "keine Denkverbote", hieß das lahme Argument.

Offiziell zurückziehen wollte die BDA ihre Bürokratiebeschaffungsmaßnahmen trotz der detaillierten Kritik an Praktikabilität und Durchführbarkeit aber nicht. Vielmehr will sie diesen Vorschlag nun direkt mit dem Ministerium diskutieren. Die Versichertenvertreter haben eine Beteiligung an solchen Gesprächen bereits eingefordert - und im Übrigen auch die Vertreter der Verwerter im Kulturbereich.

Entwarnung gibt es insofern nur bei OMS. Was die BDA angeht, werden der DJV und andere Verbände demnächst Gespräche mit den Verantwortlichen dieses Verbands führen müssen, damit solche Querschläger ein Ende haben.


MH


News für Freie

dpa

Warnung an Freie vor Knebelvertrag

31.03.21

Der Deutsche Journalisten-Verband warnt Bildjournalistinnen und -journalisten vor der Unterzeichnung eines neuen Vertrags bei der Deutschen Presse-Agentur (dpa).

Deutsche Welle

Freienvertretung wenig wirksam, dennoch wählen gehen!

26.03.21

Der DJV hält die Vertretung von Freien durch Personalräte für dringend notwendig und fordert aktuell von der Bundesregierung, das Personalvertretungsgesetz entsprechend zu ändern, so dass beispielsweise auch an der Deutschen...

Medien

Lauf für Pressefreiheit startet diesen Sonntag

19.03.21

Jetzt geht es los: Vom 21. März bis zum 1. Mai laufen DJV-Mitglieder in Fünferteams 1.715 Kilometer auf der virtuellen Strecke Berlin-Paris-Brüssel-Luxemburg, um auf aktuelle Probleme der Pressefreiheit aufmerksam zu machen. Die...

Coronakrise

Neues zur Neustarthilfe und Gutes für Bayern

19.03.21

Die Neustarthilfe für Freie, die als Solo-Selbstständige und/oder unständig Beschäftigte tätig sind, wird auch an Freie im Journalismus geleistet. Darauf hat der DJV in letzter Zeit bereits mehrfach hingewiesen. Grundsätzlich...

Thementag Freie

Lebhafte Diskussionen über Zukunft der Freien

18.03.21

Am 15. März 2021 diskutierten DJV-Mitglieder über die Zukunft der Freien. In drei Arbeitsgruppen und anschließend im Plenum diskutierten sie Aktionsvorschläge, die ursprünglich dem DJV-Verbandstag 2020 vorgelegen hatten, der...

Gemeinsame Vergütungsregeln

Volltreffer

16.03.21

Eine freie Journalistin wurde um 66.000 Euro reicher. Diese Summe sprach ihr das OLG Nürnberg als Honorarnachzahlung zu. Ihre Zeitung wollte sie mit 14 Cent pro Zeile abspeisen.

Freie

Aufbruch!

15.03.21

Keiner Gruppe im Journalismus hat die Corona-Pandemie so zugesetzt wie den Freien. Wie geht es jetzt weiter? Antworten werden heute beim DJV-Thementag Freie gesucht.

Kulturhilfen

Freie Journalisten nicht vergessen

05.03.21

Der Deutsche Journalisten-Verband fordert Kulturstaatsministerin Monika Grütters auf, bei den geplanten Hilfen des Bundes für Kulturschaffende auch freie Journalistinnen und Journalisten zu berücksichtigen.

Funke-Mediengruppe

Lorbeeren verspielt

23.02.21

Nach dem Hackerangriff auf die Funke-Mediengruppe warten viele Freie immer noch auf ihre Honorare. Geld? Fehlanzeige. Interne Kommunikation? Totalausfall. Ein Trauerspiel.

Bildhonorare

Verlässliche Konstante in Krisenzeiten: mfm-BILDHONORARE 2021 erschienen!

22.02.21

Die jährlich von der mfm ermittelten marktüblichen Honorare für Fotonutzungen in Deutschland werden in der Publikation „mfm-BILDHONORARE“ veröffentlicht. Die Ausgabe 2021 ist ab sofort in der gedruckten Version und auch im...

Umfrage

Soziale Lage in der Film- und Fernsehbranche wird untersucht

19.02.21

Eine aktuelle Branchenumfrage soll die Arbeitsbedingungen und soziale Lage der Berufstätigen in der Film- und Fernsehbranche erforschen. Die Umfrage ist vom Senat von Berlin beauftragt worden. Die Ergebnisse sollen einem...

Corona-Krise

Neustarthilfe kann jetzt beantragt werden

16.02.21

Die Neustarthilfe des Bundes ist für Solo-Selbstständige jetzt abrufbar. Freie, die in Personengesellschaften (z.B. GbR, Partnerschaften) oder Kapitalgesellschaften (z.B. UG, GmbH) arbeiten, müssen sich dagegen noch...

News 73 bis 84 von 858

Schon gewusst?Selbständige fallen in der Politik immer noch oft unter den Tisch - das muss aber nicht so bleiben. Der DJV vertritt die Freien, wenn es um Gesetzesvorhaben, Reformvorschläge und Stellungnahmen geht.

Bundestag hinter Gittern. Foto: Hirschler

Schon gewusst?Selbständige fallen in der Politik immer noch oft unter den Tisch - das muss aber nicht so bleiben. Der DJV vertritt die Freien, wenn es um Gesetzesvorhaben, Reformvorschläge und Stellungnahmen geht.

Weitere interessante Themen

Newsletter

Cookie Einstellungen