Deutscher Journalisten-Verband Gewerkschaft der Journalistinnen und Journalisten

News für Freie

Auskunftsrechte

Verbraucherinformationsgesetz erweitert - was gilt für Journalisten?

03.09.2012

Zum 1. September 2012 sind neue Regelungen im Verbraucherinformationsgesetz in Kraft getreten. Jetzt fragen sich Journalisten, ob auch sie mehr Rechte haben.


Mehr Informationen, Herausgabe, Kosten runter und Versprechungen

Mehr Informationen für kritische Verbraucher versprechen Neuregelungen beim Verbraucherinformationsgesetz, die zum 1. September 2012 in Kraft getreten sind. Die Produktpalette erweitert sich von "Bedarfsgegenständen" wie Lebensmittel auf alle Produkte des alltäglichen Verbrauchs.

Die Bundesregierung verspricht dabei ziemlich viel: "Künftig müssen die amtlichen Kontrollergebnisse der Lebensmittelüberwachung bei allen Messergebnissen, die Grenzwerte, Höchstmengen oder Höchstgehalte betreffen, herausgegeben werden. Eine Berufung auf Betriebs- oder Geschäftsgeheimnisse ist nicht mehr möglich. Dies gilt unabhängig davon, ob die Grenzwerte überschritten worden sind oder nicht."

Die Kosten für Anfragen sinken deutlich. Für normale Anfragen sind Kosten von bis zu 250 Euro nicht zu tragen. Soweit es sich zu Anfragen zu Verstößen gegen Vorschriften handelt, dürfen es sogar 1.000 Euro sein. Wenn höhere Kosten entstehen können, ist der Anfragesteller erst zu informieren.

Anfragen müssen nicht mehr schriftlich gestellt werden, sondern können auch per Telefon oder Mail eingereicht werden.

Bei den Fristen bleibt es zwar bei der Grundfrist von einem Monat (und bei Hinzuziehung Dritter zwei Monaten), das Bundesministerium meint aber, in der Formulierung "in der Regel einen Monat" auch noch ein Schlupfloch für kürzere Fristen gefunden zu haben. Ob das allerdings im Behördenalltag wirklich zu Änderungen in Antragsbearbeitung führt, dürfte eher zweifelhaft sein.

Vermutlich wird es nur dort schnell gehen, wo empörte Mitarbeiter der Behörde selbst ein Interesse an einer Veröffentlichung haben, etwa bei desaströsen Hygiene-Tests in Restaurants und vergleichbaren Fällen. Hier haben diese jetzt eine Rechtsgrundlage, Informationen zu einem frühen Zeitpunkt an die Öffentlichkeit abzugeben. Vermutlich wird der eine oder andere Journalist jetzt öfters mal den diskreten Hinweis erhalten: "Stellen Sie bitte einmal eine Anfrage nach dem Verbraucherinformationsgesetz"...

Auch Journalisten können mit dem Gesetz arbeiten

Die gute Nachricht: Auch Journalisten können das Verbraucherinformationsgesetz in Anspruch nehmen. Denn auch sie sind Verbraucher, selbst wenn sie sich im Rahmen von Recherchen an Behörden wenden. Das folgt aus einem früheren Urteil zum Informationsfreiheitsgesetz, das nach Ansicht des DJV auf das Verbraucherinformationsgesetz zu übertragen ist. Hier hatten die Behörden gegenüber einem Journalisten argumentiert, Journalisten könnten Ansprüche nur aus dem Landespressegesetz geltend machen. Das Gericht urteilte jedoch, dass Journalisten auch als "Bürger" im Sinne des Gesetzes anzusehen sind - was ja eigentlich selbstverständlich sein sollte, der einen oder anderen Behörde aber mitunter immer wieder mal neu beizubringen ist.

Landespressegesetz oft besser

Anfragen mit Berufung auf das Landespressegesetz sind für Journalisten oft besser. Denn hier entstehen im Regelfall keine Kosten, und der Anspruch kann im Zweifelsfall auch deutlich beschleunigt werden, im Extremfall durch Antrag auf einstweilige Anordnung beim Verwaltungsgericht. Dabei kommt es für die Frage, ob die Eilbedürftigkeit vorliegt, nicht auf die Meinung der Behörde an, sondern auf das glaubhaft dargelegte Interesse des Journalisten oder seiner Redaktion.

Warum Journalisten dennoch als "Verbraucher" fragen

Für manche Journalisten ist die Anfrage "als Verbraucher" dennoch ein Weg, auf den sie nicht verzichten wollen. Etwa, wenn eine Recherche nicht gleich offengelegt werden soll, oder wenn die Art und Weise, in der Behörden einem Antrag Widerstand entgegensetzen, selbst Thema eines Beitrags sein soll. Anders als beim Landespressegesetz kann der Antragsteller beim Verbraucherinformationsgesetz bei der Anfrage auch die Art und Weise festlegen, in der die Antwort erfolgen soll. Beim Auskunftsanspruch aus dem Landespressegesetz ist dagegen im Regelfall der Behörde überlassen, ob sie durch Aktenauszug, schriftlichen Vermerk oder auch einfach mündlich antwortet.

Außerdem ist das Landespresserecht sehr allgemein gehalten. Das ermöglicht es Behörden unter Umständen, Informationen mit Hinweis auf "laufende Verfahren" zurückzuhalten. Hier können die Regelungen des Verbraucherinformationsgesetzes vorteilhaft sein. Im Regelfall kann es sogar sinnvoll sein, bei einer Anfrage auf beide Rechtsgrundlagen zu verweisen - je nachdem, worum es in der Sache geht.

Mehr zum Thema

Informationen finden sich beim Verbraucherschutzministerium sowie (mit Kritik) beim Bundesverband der Verbraucherzentralen (Kritischer Beitrag sowie "Fragen und Antworten") und im Blog "Informationsfreiheit".

DJV-Webinar zum Thema

Das DJV-Referat Freie Journalisten bietet interessierten Mitgliedern ein kostenloses Online-Seminar (Webinar) zum Thema an. Dieses wird voraussichtlich Ende September stattfinden. Interessenten können sich schon jetzt per Mail beim DJV-Referat Freie unverbindlich voranmelden.


Michael Hirschler, hir@djv.de

News für Freie

Steuern

Fahrt zum Dauer-Auftraggeber voll absetzbar?

14.11.13

Volle Fahrtkosten statt Entfernungskilometer für Selbständige

Urheberrecht

Worauf freie Journalisten jetzt bei neuen Vertragsregelungen besonders aufpassen sollten

13.11.13

Verlage erwerben 50 Prozent der Anteile der Verwertungsgesellschaft Media, um sich die Erlöse aus dem Leistungsschutzrecht zu sichern

Vergütungen

Kommentar zum "Vogel-Urteil" zur Verwertungsgesellschaft Wort

08.11.13

"Nun ist größte Sorgfalt geboten, um zu verhindern, dass am Ende das gesamte System der zulässigen privaten Vervielfältigung gegen angemessene Vergütung in Scherben fällt"

#djv13

"Bundestreffen der Freien": 150 freie Journalisten in Hannover

04.11.13

Freie, Feste, Fairness

Berufsinfos

Newsletter für Freie vom 25.10. jetzt auch online

25.10.13

Kompakte Infos und Links für freie Journalisten.

Tantiemen

Verwertungsgesellschaft WORT will in Revision gegen "Vogel-Urteil" gehen

24.10.13

Auswertung aller Verträge von Autoren kaum möglich, heißt es

Markt

Eigene Beiträge online verkaufen - eBook-Dienstleister XinXii

24.10.13

Ohne Verlage direkt verkaufen, geht schon heute

Arbeit und Gesundheit

Rücken? Augenschmerzen? Burn-out? Wie sich freie Journalisten schützen können

22.10.13

Zahlreiche Angebote auch per eLearning

journalist.de

Der Honorar-Wegweiser

22.10.13

Welche Honorarsätze sind üblich? Gibt es einen Tarifvertrag oder andere verbindliche Regeln für freie Journalisten? DJV-Freien-Referent Michael Hirschler bringt Licht in den Honorar-Dschungel.

Huffington Post

"Huffington Post ist ein Schmierblatt, Fachkompetenz von Journalisten geht verloren!", kritisiert Moderator Jean Pütz

21.10.13

Diskussion über neues Medienmodell geht weiter - und die Huffington Post freut sich drüber

Berufsinfos

Newsletter für freie Journalisten vom 18.10. jetzt auch online

19.10.13

OLG München entscheidet gegen Ausschüttungspraxis VG Wort | Markt: Verlage verteidigen sich gegen Selfpublishing | Huffington Post dementiert Knebelverträge | Autorenversorgungswerk erhöht Zuschuss zur Altersvorsorge |...

Altersversorgung

Autorenversorgungswerk der VG Wort erhöht Zuschuss

18.10.13

Jetzt 7.500 Euro für die Altersvorsorge

News 625 bis 636 von 858

Schon gewusst?Der DJV bietet freien Journalisten auch online durchgeführte Seminare an. Bei diesen so gennanten "Webinaren" können Freie bei sich im Büro sitzen und Weiterbildung zu vielen Themen abholen - für Mitglieder oft sogar kostenlos oder zu stark vergünstigten Preisen.

Pop-Filter im DJV-Einsatz. Foto: Hirschler

Schon gewusst?Der DJV bietet freien Journalisten auch online durchgeführte Seminare an. Bei diesen so gennanten "Webinaren" können Freie bei sich im Büro sitzen und Weiterbildung zu vielen Themen abholen - für Mitglieder oft sogar kostenlos oder zu stark vergünstigten Preisen.

freienblog

Weitere interessante Themen

Newsletter

Cookie Einstellungen