News für Freie
Brauchen wir ein deutsches "Federal Writers Project" zur Finanzierung des Journalismus?
"Ich wechsele die Branche, der Journalismus bietet Corona-Zeiten keine Perspektiven", diese Aussage ist von freien Journalistinnen und Journalisten in den letzten Wochen zunehmend zu hören. Einige hatten diese Entscheidung noch eine Weile vor sich hergeschoben, weil sie dachten, dass sich die Dinge doch bald wieder normalisieren würden. Doch mit der Verstetigung der Krise vom Mehrmonatszeitraum zum drohenden ein- oder sogar mehrjährigen Dauerzustand zieht ein Teil der Freien jetzt die Konsequenz: in anderen Berufen fehlen Kräfte, und die meist akademisch gebildeten und umtriebigen Freien erfüllen die Kriterien oft punktgenau. Sei es in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, im Marketing, im Vertrieb, in der Verwaltung oder Firmenführung: hier läuft die Wirtschaft teilweise wieder ordentlich, und Geld ist pünktlich auf dem Konto.
Für die Gesellschaft ist die Abwanderung der Freien aus dem Berufsfeld aber fatal. Das Verstummen von Teilen der Publizistik erscheint als großes Problem, für das es eine Lösung braucht. Ganz neu ist das Problem nicht, und im Ausland gab es schon vor langer Zeit brauchbare Lösungen: bereits in der Großen Depression kam die Administration des Präsidenten Roosevelt auf die Idee, ein umfangreiches Beschäftigungsprogramm für Personen in Publizistik und Kunst zu schaffen: Das Federal Writers Project und das Federal Art Project. Die Programme, die bis 1943 liefen, förderten publizistische und künstlerische Projekte von Personen, die ansonsten das Berufsfeld hätten verlassen müssen.
Auch die Gesellschaft profitierte von den Fördermaßnahmen. So entstanden beispielsweise Fotoaufnahmen, die bis heute als "Ikonen" der Fotografie gelten, etwa die Fotografien von Dorothea Lange. Schon im April 2020 machte Kito Nedo in einem Beitrag in der Süddeutschen Zeitung auf diesen Ansatz aufmerksam und stellte die Frage: "Könnten auch heute öffentliche Kunstprogramme der Kultur durch die Krise helfen?".
Von der Bundes- und Landespolitik gibt es dazu derzeit kaum Ansätze. Über die Staatsministerin für Kultur und Medien wurde etwas Geld für Projektförderungen an bestimmte Künstlerfonds verteilt. In Hessen gibt es Arbeitsstipendien in Höhe von - allerdings einmalig - 2.000 Euro. Das war es damit eigentlich schon. Die sonstigen Programme von Bund und Ländern gehen an den Bedürftigen oft vorbei. Die "Soforthilfen" zielten auf die Finanzierung von Betriebsausgaben, die aber bei vielen Kreativen nur dann entstehen, wenn sie Aufträge haben. Die "Corona-Grundsicherung", also Hartz-IV-Arbeitslosengeld II unter etwas erleichterten Bedingungen, entfällt wiederum dann, wenn Freie zusammen mit anderen Personen in so genannten "Bedarfsgemeinschaften" leben. Dann wird von ihnen verlangt, dass sie ihren Partnerinnen und Partnerinnen so lange auf der Tasche liegen, bis sie zusammengerechnet unter das Grundsicherungsniveau rutschen, erst dann gibt es staatliche Unterstützung.
Der DJV-Bundesvorsitzende hat angesichts der fortdauernden Krise im Berufsfeld die Bundesregierung jetzt dazu aufgefordert, sich mit der alten Idee von Beschäftigungsprogrammen in Publizistik und Kunst noch einmal neu zu beschäftigten. Ob es etwas bringt?
Michael Hirschler, hir@djv.de
News für Freie
Tipps zu "Corona und die Freien" aktualisiert
Das DJV-Info "Corona und die Freien" informiert über soziale Ansprüche von Freien sowie steuerliche und versicherungsrechtliche Aspekte angesichts der Corona-Krise. Download als PDF unter djv.de
Europäisches Journalismuszentrum bietet mit der "Freelance Assembly" Online-Kurse für Freie an
Am 9. Juni startete die "European Freelance Assembly", ein Projekt des Europäischen Journalismuszentrums in Maastricht, in Kooperation mit der Bill-Gates-Stiftung. Ziel ist es, freien Journalistinnen und Journalisten...
Zahl der zugelassenen Fotojournalistinnen und Fotojournalisten auf acht Personen erhöht
Die DFL hat heute mitgeteilt, dass die Zahl der Fotojournalistinnen und Fotojournalisten in den Stadien von drei auf acht erhöht wird.
Ansprüche auf Verdienstausfall bei Kinderbetreuung wegen Schließungen von KiTas und Schulen verlängert
Geld vom Staat, wenn Kindertageseinrichtungen oder Schulen wegen Corona schließen und die Eltern deswegen nicht arbeiten können, weil es keine zumutbare Betreuungsmöglichkeit gibt: dieser Anspruch wird in Kürze von sechs auf zehn...
Basketball-Bundesliga schafft jetzt doch einen Pool-Platz für Fotografie
Das Engagement von Fotojournalistinnen und Fotojournalisten in der Basketball-Bundesliga (BBL) hat jetzt zu einem ersten Erfolg geführt: wie die BBL am Sonntag mitteilte, soll es jetzt doch einen Pool-Platz geben, aus dem Freie...
Der kreative Mittelstand fällt aus den Corona-Hilfsprogrammen
Milliarden für die Wirtschaft, darunter auch viel Geld für Selbständige: solche Meldungen hören sich gut an. Die PR-Verantwortlichen der Bundesregierung haben volle Leistung gezeigt. Nicht mehr über zu wenig Geld vom Staat wird...
Senkung des Mehrwertsteuersatzes vom 1. Juli bis 31. Dezember 2020
Im Rahmen der Maßnahmen der Bundesregierung in der Corona-Krise wird befristet vom 1.7.2020 bis zum 31.12.2020 der Mehrwertsteuersatz von 19% auf 16% und von 7% auf 5% gesenkt. Für alle Freien, die umsatzsteuerpflichtig sind,...
Freie brauchen Hilfe
Der Deutsche Journalisten-Verband hat beunruhigende Umfrage-Werte zur wirtschaftlichen Situation der freien Journalistinnen und Journalisten veröffentlicht.
Bundesregierung kündigt neue Hilfen für Selbständige an
Die Bundesregierung hat neue Hilfen für Selbständige angekündigt, die von der Corona-Krise betroffen sind. Auch wird die Corona-Grundsicherung verlängert gewährt. Konkret sind folgende Maßnahmen geplant:Zur Sicherung der...
Aktualisierung der "Tipps für Freie zu Corona"
Das Info "Tipps für Freie zu Corona" ist in einer überarbeiteten Version auf djv.de als PDF abrufbar (Version vom 29. Mai, 2. Ausgabe)
DJV fordert neues Hilfsprogramm
Der Deutsche Journalisten-Verband fordert von der Bundesregierung ein neues Hilfsprogramm für freiberuflich Tätige.
Grundsicherungsantrag Mai noch stellen!
Freie Journalistinnen und Journalisten, die von der Corona-Krise hart getroffen wurden, sollten zum Ende des Monats noch einmal dringend prüfen, ob sie nicht Anspruch auf die Corona-Grundsicherung haben. Der DJV informiert schon...
Schon gewusst?Mitmach-Verband: Freie Journalisten engagieren sich im DJV auf allen Ebenen - vom Ortsverein über den Landesverband bis zum Bundesvorstand. Oft sind als Vorsitzende von Gremien gerade Freie aktiv.
Schon gewusst?Mitmach-Verband: Freie Journalisten engagieren sich im DJV auf allen Ebenen - vom Ortsverein über den Landesverband bis zum Bundesvorstand. Oft sind als Vorsitzende von Gremien gerade Freie aktiv.
Weitere interessante Themen
Selbstverlag
Ihr eigenes Buch machen, also eBook oder Printexemplar, mit vonjournalisten.de
...mehr
DJV, Verband der Freien
Über 15.000 Freie sind Mitglied im DJV. Warum, steht in unserem Flyer.
...mehr